: Der Einwechsel-Spieler
Hamburgs künftiger Erster Bürgermeister ist ein Bremer – und bisher nicht gerade als Volkstribun aufgefallen
![](https://taz.de/private/picture/5487877/516/858655.jpg)
Von Marco Carini und Kaija Kutter
Er war der große Unbekannte im Senat des abtretenden Bürgermeisters Olaf Scholz – ein Politiker für die zweite Reihe, der nicht ins Rampenlicht drängte. Umso überraschender ist es, dass Peter Tschentscher jetzt als Bürgermeister die Rampensau auf der politischen Bühne geben soll.
Der 52-Jährige war vor Beginn seiner politischen Karriere als Arzt am UKE tätig. Später wurde er haushaltspolitischer Sprecher der Bürgerschaftsfraktion und 2011 Finanzsenator. Als solcher steht er für die Politik der Schuldenbremse. Ihm fiel die Aufgabe zu, den Hamburger Haushalt zu sanieren und trotz sprudelnder Steuereinnahmen die Begehrlichkeiten aus der rot-grünen Koalition abzuwehren. Als sein Gesellenstück gilt der Verkauf der maroden HSH Nordbank.
Tschentscher ist seit 1989 Mitglied der SPD und Vorsitzender des SPD-Kreises Nord. Dass er in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist, liegt an seiner sehr zurückhaltenden Art, die den gebürtigen Bremer als echten Hanseaten auszeichnet. Kein Wort zu viel – das ist das Motto seiner Beiträge, denen er nur selten eine Prise Humor beimengt.
Der Finanzsenator gilt als akribischer Arbeiter, dem Fakten weit mehr bedeuten als politische Ideologien. „Kurze Antworten sind nicht Peter Tschentschers Stärke. Wenn er sich für etwas interessiert, will er es ganz genau wissen. Und wer ihn dann danach fragt, bekommt es ganz genau erklärt“, schrieb das Hamburger Abendblatt 2010, als er sich als Chef-Aufklärer im Elbphilharmonie-Untersuchungsausschuss einen Namen machte. Rechnungshof, Wirtschaftsverbände und Kammern lobten ihn. Politisch wird der Vater eines Sohnes Mitte-rechts verortet.
Als Stadtpolitiker ist Tschentscher nicht so bekannt. In seinem neuen Amt wird er damit leben müssen, dass er nicht die erste Wahl war. Erst nachdem der dreifache Vater und SPD-Fraktionschef Andreas Dressel und Sozialsenatorin Melanie Leonhard aufgrund der familiären Belastungen, die das Bürgermeisteramt mit sich bringt, abgesagt hatten, erhielt Tschentscher das Angebot, Scholz zu beerben.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen