Streit um Gasfunde unter dem Mittelmeer: Türkische Marine blockiert Zyprer

Eine zypriotische Erdgasexpedition wird von der Türkei gestoppt. Ein weiterer Vorfall in einer Kette von Konflikten um den Rohstoff.

eine Bohrinsel steht im Meer

Eine Bohrinsel vor Zypern Foto: ap

BERLIN taz | Die türkische Marine blockiert seit Freitag ein italienisches Erdgas-Bohrschiff im Mittelmeer. Die „Saipem 2000“ sollte vermutete Erdgasvorkommen südöstlich von Zypern erforschen. Nach Angaben des zypriotischen Außenministers Kassoulides haben sechs türkische Kriegsschiffe das Schiff des Energiekonzerns ENI aufgehalten. Am Sonntag lag es unverändert vor der Küste Zyperns fest.

Die Blockade ist nur der jüngste Vorfall in einer Kette von Auseinandersetzungen um vermutete reiche Erdgasvorkommen innerhalb der zypriotischen Wirtschaftszone. Erst im Sommer vergangenen Jahres waren türkische Kriegsschiffe südlich der Insel aufgetaucht, als ein anderes Bohrschiff mit Untersuchungen beginnen wollte.

Die Türkei erkennt die südliche Republik Zypern nicht an, unterhält aber selbst enge Verbindungen zur „Türkischen Republik Nordzypern“, die wiederum vom Rest der Welt nicht anerkannt wird. Nordzyperns Außenministerium nannte die geplanten Probebohrungen eine „nicht akzeptable Aktion“. Die türkischen Zyprioten verlangen eine Beteiligung an möglichen Gewinnen. Ankara hat die entsprechende UN-Konvention UNCLOS III über die Ausdehnung der exklusiven Wirtschaftszonen im Seebereich bis heute nicht unterzeichnet.

Im östlichen Mittelmeer ist seit mehr als zehn Jahren eine Art Gasfieber ausgebrochen. Die Felder, teilweise mehr als 4.000 Meter unterhalb des Meeresspiegels gelegen, sind in Blöcke eingeteilt, die den Wirtschaftszonen Ägyptens, Israels, Zyperns und des Libanon zugerechnet werden. Der jüngste Vorfall ereignete sich in Block drei.

Neue Vorkommen von „exzellenter Qualität“

Allerdings steht bisher lediglich fest, dass vor Ägypten und Israel so umfangreiche Vorräte liegen, dass sich der Abbau auch lohnt. Die zypriotischen Vorräte könnten zwar, so eine Studie von 2012, mehr als 600 Milliarden Euro an Wert darstellen, dennoch bestehen erhebliche Zweifel, ob diese förderungswürdig sind.

In der letzten Woche gab der zypriotische Energieminister Lakkotrypis bekannt, dass Eni neue Vorkommen von „exzellenter Qualität“ entdeckt habe, benannte aber nicht den Umfang der Funde. Die Energieminister Israels, Italiens, Griechenlands und Zyperns planen den Bau einer Pipeline. Doch das Projekt dürfte mehr als 6 Milliarden Euro kosten.

Die Hoffnung auf große Gasgeschäfte hat auch zwischen Israel und dem Libanon zu Spannungen geführt. Die Regierung in Beirut will demnächst Bohrfirmen mit der Ausbeutung von Feld neun beteiligen, das auch Israel für sich beansprucht. Israels Außenminister Avigdor Liberman sprach Anfang Februar deshalb von einem „provokativen Akt“ des Libanon, der „allen Regeln widerspricht“.

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