Anti-Kohle-Demo vor dem Klimagipfel: 25.000 protestierten in Bonn
Ein breites Bündnis hatte dazu aufgerufen, für eine Ende der Kohleverstromung auf die Straße zu gehen. Es kamen weit mehr Menschen als erwartet.
Die Botschaft der Demo war klar: „Direkt vor den Toren der Stadt passiert ein Verbrechen“, sagte Campact-Geschäftsführer Christoph Bautz mit Blick auf das Rheinische Revier, das nur etwa 50 Kilometer von Bonn entfernt liegt und dessen Kraftwerke allein für mehr als zehn Prozent der deutschen CO2-Emmissionen verantwortlich sind. „Schluss mit diesem Kohle-Irrsinn! Macht die Tagebaue und Kohlemeiler so schnell wie möglich dicht.“
Neben TeilnehmerInnen aus Nordrhein-Westfalen und Deutschland waren wegen der COP23 auch schon viele internationale AktivistInnen bei der Demo: „Seit ich klein war, habe ich gesehen, wie die Gletscher immer weiter schmelzen“, sagte Saúl Luciano Ujuya, der für die Proteste und Vernetzungstreffen rund um die COP23 aus Peru anreiste. „Das haben aber nicht wir verursacht, sondern die großen Unternehmen, die Kohle verstromt haben.“ Ujuya hat deshalb RWE verklagt, den Betreiber der großen Tagebaue im Rheinischen Revier.
Oder Samu Kuridrani, Vertreter der Pacific Islands Representatives, der auf Einladung von Greenpeace in Bonn ist. „Ich bin hier, um von den Vereinten Nationen zu verlangen, dass die Klimaziele von Paris umgesetzt werden“, sagte er. Er werde die gesamten zwei Wochen als Beobachter bei der Klimakonferenz dabei sein und vor allem daran arbeiten, die Verhandlungen für die Menschen der Fidschi-Inseln zu übersetzen. „Zu Hause warten sie auf Ergebnisse“, sagte er. Das Engagement, das bei der Demo zu sehen sei, mache Mut.
3.500 RadlerInnen fuhren mit
Neben der COP spielten bei vielen TeilnehmerInnen die Jamaika-Sondierungsgespräche und Erwartungen an die Grünen eine Rolle. „Ich will mit meiner Teilnahme an der Demo auch klarmachen, dass die Grünen ihre Haltelinie beibehalten, den Braunkohleausstieg“, sagte Sabeth Häublein, die extra aus Freiburg angereist war. Auch Eberhard Heindl aus Mettmann, der mit seiner Frau und zwei Kindern bei der Demo mitlief, sagte: „Wir wollen, dass vor allem die Grünen mutiger in die Koalitionsverhandlungen gehen.“ Um die Parteien auf den richtigen Weg zu bringen, brauche es Druck aus der Bevölkerung. „Und wenn wir weiter in Frieden leben wollen, müssen wir den Klimawandel stoppen.“
Das Bündnis, das dafür auf die Straße ging, war breit: Neben Campact und den großen Umweltorganisationen wie BUND, Greenpeace und dem WWF waren auch Attac und die AktivistInnen von Ende Gelände vertreten, die angekündigt haben, am Sonntag mit Massenaktionen zivilen Ungehorsams die Kohleinfrastruktur in den angrenzenden Tagebauen lahmlegen zu wollen. „Wo Recht zu Unrecht wird, da wird Widerstand zur Pflicht“, sagte Christoph Bautz auf der Bühne über Ende Gelände. Er selbst werde zwar ganz legal am Grubenrand mitlaufen, finde das Vorhaben der AktivistInnen aber „klasse“ und eine mehr als legitime Aktion.
Klima-Protest im Tagebau Hambach
Und schließlich gesellten sich auch noch rund 3.500 RadlerInnen einer Fahrraddemo dazu, die von Köln über die Bundesstraße nach Bonn gefahren waren, um ein Zeichen für eine klimaverträgliche Verkehrswende zu setzen. Während sich die Polizei nach Ende der Demo darauf beschränkte, zu bestätigen, dass mehr als nur die angemeldeten 10.000 Menschen gekommen seien, sprachen die VeranstalterInnen schließlich von 25.000 TeilnehmerInnen – und damit, so Ann-Kathrin Schneider vom BUND, von der „größten Klimademo, die es in Deutschland je gab.“
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