piwik no script img

Da geht die Post aber mal ab

Mit dem Streetscooter zeigt die Post der Autobranche, was geht

Parade der Reinlichen: Die Street­scooter der Post Foto: Armin Weigel/dpa

Von Peter Lessmann, dpa

Sie sind Handwerker, Händler oder Dienstleister: Die Fan-Gemeinde des Streetscooters der Deutschen Post wird immer größer, seit der Konzern die gelben E-Flitzer auch an Dritte verkauft. Selbst Privatpersonen sollen sich bereits bei der Post gemeldet haben. „Wir führen viele Gespräche, es gibt viele Interessenten“, sagt Firmensprecher Alexander Edenhofer.

Ein Logistikunternehmen macht den Autoherstellern damit vor, wie sich die Elektromobilität vorantreiben lässt. Für diese Pionierarbeit wurde der Post – zeitgleich mit acht anderen Organisationen und Unternehmen – am Samstag in Wuppertal der Solarpreis 2017 verliehen.

Vor wenigen Wochen erst hatte die Post angekündigt, neben dem Standort Aachen ein zweites Werk in Düren mit einer Jahreskapazität von bis zu 10.000 Einheiten zu bauen. Die Produktion soll im zweiten Quartal 2018 starten. Mit Ford vereinbarten die Bonner unlängst eine Kooperation über den Bau eines größeren E-Transporters.

„Unser Ziel ist und bleibt, Marktführer in der grünen Logistik zu sein“, sagt Jürgen Gerdes, der im Vorstand des Unternehmens für die Geschäfte rund um Briefe, E-Commerce und Pakete zuständig ist. „Bis 2025 sind 70 Prozent unserer Zustellung grün“, verspricht der Manager.

Dass es dem Konzern vor einigen Jahren überhaupt gelang, das Tor zur E-Mobilität aufzustoßen, hat er Tüftlern an der Technischen Hochschule RWTH Aachen zu verdanken. Dort entwickelte ein Ingenieurteam den sogenannten Streetscooter.

Bei den Ingenieuren in Aachen stieß die Post auf offene Ohren, nachdem sie auf der Suche nach einem passenden E-Kleintransporter für das wachsende Paketgeschäft bei den Platzhirschen der Autobranche abgeblitzt war. Das Start-up wurde wenig später übernommen. Seitdem werden die Kleintransporter in wachsenden Stückzahlen auf dem Firmengelände der früheren Waggonfabrik Talbot in Aachen gefertigt – und demnächst auch in Düren.

Dass sich die deutschen Autohersteller von einem Neuling vorführen lassen, nennt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer, Professor an der Universität Duisburg-Essen, schlicht beschämend: „Es kann doch nicht sein, dass ein Transportdienstleister den großen Autobauern zeigt, wie man Elektromobilität in die Städte bringt.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen