Die Wochenvorschau für Berlin: Frische Blicke auf die DDR

Die Woche bringt viele spannende Veranstaltungen zur DDR-Geschichte. Und in Marzahn geht die internationale Gartenausstellung IGA zu Ende.

Auch ein Blick in die DDR-Vergangenheit: Marzahn, von der IGA-Seilbahn aus gesehen.

Der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober ist nun schon eine ganze Woche her – und noch immer dreht sich vieles um die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unseres wiedervereinigten Landes. Und also auch darum, wie die DDR in unsere Gegenwart ragt. So lädt am Dienstag ab 18 Uhr in der Kronenstraße 5 in Mitte die Deutsche Gesellschaft zu einer Diskussion mit dem Titel „Wem gehört der Osten? Bauern, rote Barone und Agrarkonzerne auf dem Land“.

Bekanntlich wurden die Bauern neben den Arbeitern zu einer der beiden Säulen des DDR-Sozialismus erklärt. Weniger weit verbreitet ist die Tatsache, dass sie aufgrund ihres Privateigentums an Produktionsmitteln als schwer zu vereinnahmen galten. Jens Schöne, Diskussionsteilnehmer am Dienstag und stellvertretender Berliner Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes, hat über die Landwirtschaft in der DDR herausgefunden: Selbst der Volksaufstand des 17. Juni ging nicht in Berlin los, sondern bereits viel früher in den Dörfern. Die Kollektivierung war für die meisten Bauern ein Unding, das sie nie akzeptierten. Liegt es an dieser Sturheit, dass die Berliner bis heute mit ihrem bäuerlichen Umfeld fremdeln?

Die Bauern waren aber nicht die Einzigen, die Distanz suchten zu ihrem Staat. Am kommenden Wochenende wird in der Zionskirche in Prenzlauer Berg der 30. Jahrestag des Überfalls von Neonazis am 17. Oktober 1987 begangen.In der Kirche spielten an diesem Abend Die Firma, eine Punkband aus Ostberlin, und die Westberliner Band Element Of Crime. Erst nach dem Überfall auf die Kirche wurde offenbar, was viele lange beobachtet hatten: dass es auch in der DDR eine größere Neonazi-Szene gab. Wie hätte man effektvoller anecken können in einem Land, das sich den Antifaschismus auf die Fahnen geschrieben hatte?

Ein weiteres, ebenfalls etwas anderes Bild der DDR kann man sich nur noch in dieser Woche machen, indem man noch einmal die am Sonntag endende Internationale Gartenschau in Marzahn besucht. Denn hier bekommt man einen frischen Blick auf die Antwort der DDR auf die Wohnungsnot im Berlin der 1970er. Für viele der Bewohner Marzahns steht die Großsiedlung bis heute für einen Neuanfang. Wer sich darunter wenig vorstellen kann, sollte wirklich mal die Aussicht auf die viel gescholtenen Platten vom IGA-Wolkenhain wagen.

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