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Claudia Roth hebt Finger

Die Grüne möchte wieder Bundestagsvize werden. Sie begründet ihre Bewerbung mit dem Erstarken der AfD

Aus Berlin Ulrich Schulte

Die ehemalige Grünen-Vorsitzende Claudia Roth will wieder Vizepräsidentin des Bundestages werden. In einem Brief an die Mitglieder der Grünen-Bundestagsfraktion, der der taz vorliegt, kündigt Roth an, sich um das Amt zu bewerben. Sie tue das „aus einer tiefen demokratie­politischen Überzeugung heraus“, schreibt sie darin.

Roth begründet ihren Schritt mit dem Erstarken der Rechtspopulisten. Zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg ziehe eine Partei ins Parlament ein, die ihre völkische Ideologie und antidemokratische Haltung nicht einmal mehr verschleiere, schreibt sie mit Blick auf die AfD. „Der Bundestag aber ist kein Jagdrevier, sondern Zentrum einer soliden Demokratie, die es zu verteidigen lohnt gegen rechten Hass und geschichtsvergessene Hetze.“

Die 62-Jährige hat das Amt der Bundestagsvizepräsidentin seit 2013 inne. Davor war sie gut zehn Jahre lang Parteivorsitzende. Roth, die zum linken Grünen-Flügel gehört, gilt als versierte Außenpolitikerin und als Kämpferin für Menschenrechte. Sie machte sich zum Beispiel gegen Asylrechtsverschärfungen in der vergangenen Legislaturperiode stark. Als der Bundesrat 2014 mit den Stimmen des grün-regierten Baden-Württembergs beschloss, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien zu sicheren Herkunftsstaaten zu erklären, bezeichnete Roth das als „Katastrophe“.

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Am Dienstag kommt die Grünen-Fraktion zu einer konstituierenden Sitzung zusammen. Dann werden die Abgeordneten über den Bundestagsvize-Posten entscheiden. Dass Roth gewählt wird, gilt als wahrscheinlich. Die Amtsinhaberin habe das Prä, heißt es in der Grünen-Fraktion – außerdem habe bisher kein Konkurrent Interesse angemeldet.

Auch für weitere Personalüberlegungen ist Roths Signal relevant. Bei den Grünen wird längst hinter vorgehaltener Hand darüber spekuliert, wer in einer Jamaika-Regierung Zugriff auf die Ministerämter hätte. Viel spricht dafür, dass die Ökopartei drei Ministerien für sich beanspruchen könnte. Weil die Spitzenkandidaten Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt zum Realo-Flügel gehören, hätte eine Frau, die dem linken Flügel zugerechnet wird, gute Chancen auf den dritten Platz. Roth wurde als mögliche Entwicklungsministerin gehandelt.

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