: Bewährungsstrafe für Flaschenwürfe
Urteil Der fünfte Prozess nach den Ausschreitungen beim G20-Gipfel geht mit einer Bewährungsstrafe für den angeklagten Schweizer zu Ende. Er beschreibt seine zwei Monate U-Haft als furchtbar
„Meine Anwältin hatte Probleme, mich überhaupt zu finden. Ungefähr einen Monat konnte ich nicht mit meiner Familie sprechen.“ So hat ein 29-jähriger Schweizer am Donnerstag zu Beginn seines Prozesses vor dem Hamburger Amtsgericht seine zwei Monate Untersuchungshaft geschildert. Rafael G. hatte nach der „Lieber tanz ich als G20“-Demonstration in Hamburg am 5. Juli zwei Flaschen auf Polizisten geworfen. Er räumte die Vorwürfe ein.
Seine Stellungnahme zu Prozessbeginn nutzte er auch zur Kritik an den Umständen seiner U-Haft. So sei er in den ersten Tagen immer wieder in andere Haftanstalten verlegt worden und habe in der JVA Billwerder drei Tage in Strafhaft verbracht. Das ist nur in Ausnahmefällen zulässig. Seine Anwältin habe wegen der vielen Verlegungen tagelang Probleme gehabt, ihn ausfindig zu machen.
Am 14. Juli hätte der Angeklagte gegen Kaution entlassen werden sollen. Das Geld sei bezahlt gewesen, seine Sachen gepackt. Aber die Staatsanwaltschaft legte Beschwerde ein, weil die Schweiz ihre eigenen Staatsbürger nicht ausliefert. Die Entlassung von G. war vom Tisch. „Es war wirklich furchtbar. Seitdem warte ich darauf, dass es weitergeht“, sagte G. Mit seiner Familie habe der junge Vater erst nach einem Monat telefonieren dürfen. Seine Anwältin konnte er nur anrufen, wenn ein „netter Abteilungsleiter“ Dienst hatte, bestätigte seine Verteidigerin die Schilderungen ihres Mandanten und warnte vor einem generalpräventiven Urteil. Die Situation in der Stadt sei rund um den G20-Gipfel „ganz gruselig“ gewesen, sagte der Richter und ein abschreckendes Urteil sei in Ordnung.
Für die Flaschenwürfe erhielt er eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und ist wieder auf freiem Fuß. Der Vorwurf, Passanten geschlagen zu haben, ließ die Staatsanwaltschaft nach widersprüchlichen Aussagen zweier Zivilpolizisten bereits fallen. Marthe Ruddat
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