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Massaker im Urwaldgefängnis

Venezuela Spezialkräfte beenden Gefängnisaufstand und töten dabei fast die Hälfte der Häftlinge

Aus Caracas Frieder Karlow

Mindestens 37 Gefangene sind am Mittwoch beim Einsatz von Sicherheitskräften in einem Gefängnis in Puerto Ayacucho im Südosten Venezuelas ums Leben gekommen. Die Spezialeinheiten wollten die Lage wieder in den Griff bekommen, nachdem bewaffnete Häftlinge vor einer Woche die Kontrolle übernommen hatten, so die Generalstaatsanwaltschaft in Caracas. 14 Beamte seien verletzt worden.

Der Gouverneur des Bundesstaats Amazonas, Liborio Guarulla, sprach von einem „Massaker“. Der oppositionelle Politiker kritisierte das Vorgehen der Spezialeinheiten, die aus föderalen Kräften der Regierung von Präsident Maduro zusammengesetzt sind. Bis zu 40 Prozent der 105 Gefangenen in der eigentlich für Untersuchungshäftlinge eingerichteten Haftanstalt seien ums Leben gekommen.

Der Einsatz der Spezialkräfte gründet auf einen Konzept der Regierung von 2011, mit dem Haftanstalten auch durch militärische Maßnahmen befriedet werden sollen. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Una ventana a la libertad funktioniert das bislang jedoch nicht. „In jedem Bundesstaat sollte ein neues Gefängnis gebaut werden, in Amazonas steht jedoch noch kein einziger Stein“, erklärte die Organisation.

Angehörige der Gefangenen von Puerto Ayacuhco kritisierten schon lange die Zustände in der Haftanstalt. Zu wenig Essen und schlechte gesundheitliche Versorgung hätten schon zu Toten geführt.

Viele venezolanische Gefängnisse sind vollkommen überbelegt: Auf 35.000 Haftplätze kommen 88.000 Gefangene. Viele Insassen sind bewaffnet. Erst im April kam es bei Bandenkriegen in einer Haftanstalt in der Stadt Barcelona zu 12 Toten, 2013 starben bei einem Gefängnisaufstand im westlichen Bundesstaat Lara 60 Menschen.

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