piwik no script img

Elektromobilität in der AutoindustrieAus Versprechen Quote machen

Umweltstaatssekretär Flasbarth hält die von der Branche angekündigte Quote bis 2025 für „plausibel“. Der Markt allein werde es aber nicht regeln.

Zapfen ohne Benzin Foto: dpa

Berlin taz | Im Streit über eine verbindliche Quote für Elektroautos hat sich das Bundesumweltministerium hinter diese Forderung des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz gestellt und Kritik aus der Union zurückgewiesen. „Wir wären nicht gut beraten, in dieser Frage allein auf den Markt zu vertrauen“, sagte Staatssekretär Jochen Flasbarth am Mittwoch in Berlin. „Schließlich hat die Automobilindustrie Veränderungen bisher immer herausgezögert.“

Um den Umstieg auf die klimafreundlichere Elektromobilität zu beschleunigen, hatte Schulz in der vergangenen Woche eine EU-weite Quote für Elektroautos gefordert. Über Zeitpunkt und Höhe machte er keine Angaben. Auch Flasbarth wollte sich dazu noch nicht definitiv festlegen, nannte aber zumindest eine Untergrenze: Die deutsche Autoindustrie habe für das Jahr 2025 selbst angekündigt, 25 Prozent Elektrofahrzeuge zu verkaufen. „Wenn das, was sie selbst prognostizieren, als Quote festgelegt wird, kann eigentlich niemand dagegen sein“, sagte Flasbarth. Ein solcher Wert sei darum „plausibel“.

Die Quote solle „technologieoffen“ gestaltet werden, sagte Flasbarth. Angerechnet werden könnten dann neben reinen Elektrofahrzeugen auch Autos, die mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen betrieben werden. Weil der Energiebedarf dafür aber weitaus höher ist als für batteriebetriebene Fahrzeuge und nicht mehrere neue Infrastruktursysteme parallel aufgebaut werden können, glaubt Flasbarth nicht, dass sich diese durchsetzen.

Gelten soll die Quote, ähnlich wie die bisherigen Vorgaben zum CO2-Ausstoß, europaweit pro Hersteller. Wird sie verfehlt, würden Strafzahlungen drohen. Das zwinge die Hersteller, „Preisgestaltung und Attraktivität der Fahrzeuge zu verbessern“, sagte der Staatssekretär.

CDU und CSU lehnen eine vorgeschriebene Quote für Elektrofahrzeuge bisher ab. Fraktionsvize Michael Fuchs hatte von „Planwirtschaft“ und einer „schnellen Wahlkampfnummer“ gesprochen, Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier von einer „Zwangsmaßnahme“. Kanzlerin Angela Merkel erklärte, sie glaube nicht, dass der Vorschlag „schon genau durchdacht“ sei.

Auch von den Grünen bekommt die SPD keine Unterstützung für den EU-Quoten-Vorschlag. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Oliver Krischer sieht darin eine reine „Beruhigungspille“, auf die man nicht warten könne. Krischer forderte stattdessen schnelle Maßnahmen auf nationaler Ebene. Dazu gehört auch ein Verbot der Neuzulassung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren ab dem Jahr 2030.

Unterstützung kommt hingegen von Umweltverbänden: WWF-Vorstand Eberhard Brandes erklärte, zu einem ökologischen Verkehrskonzept müsse „auch eine Quote für Elektroautos gehören“. Auch Greenpeace-Kampaigner Benjamin Stephan meint, eine Quote sei „im Prinzip keine schlechte Idee“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Diese Quote ist einfach nur planwirtschaftlicher Unsinn. E-Autos sind beim gegenwärtigen Stand der Technik (Reichweite, Ladezeiten) kein gleichwertiger ersatz für Benziner & Diesels. Politiker sehen das in Sonntagsreden anders, aber wenn es darum geht, den nächsten Dienstwagen auszuwählen, dann werden e-Autos natürlich auch als ungeeignet aussortiert.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @yohak yohak:

      ...blablabla, kein Ersatz? Wann oder wie soll er kommen? In 10, 20 oder sogar 30 Jahren? Ein Umdenken? Meine Rendite ist mir näher.

  • Wieso glauben alle mit E Autos könnte die Welt gerettet werden? Macht sich jemand Gedanken über die Batterieherstellung und Entsorgung? Die Rohstoffe, die eh schon für Handies und alle Arten von Rechnern gebraucht werden und definitiv endlich sind.

    Ganz zu schweigen vom Strom, der nicht zwangsläufig aus der Windkraft stammt.

    Vielleicht gibt es bald wieder ein Atomrevival, nicht hier aber bestimmt nicht weit von hier.

    Es gibt doch keinen Plan wie das alles bewerkstelligt werden soll und mindestens solch einen braucht es, um nicht ein neues Problemfeld zu eröffnen.

    Übrigens Wasserstoff setzt nach wie vor Energie frei und hinterlässt nur Wasser...

  • Elektroautos sind ökologischer Wahnsinn. Eine Quote wäre die schlechteste Entscheidung - dann lieber 20 Jahre alte V12 Autos mit 25 Liter Verbrauch fördern.