piwik no script img

Rechter Spam in Schönschrift

BETTEL-AfD

Die AfD in Bremen ist so pleite, dass sie ihre Mitglieder betteln schickt – und zwar in der eigenen Familie und dem Freundeskreis. Das geht aus einer der taz vorliegenden internen Mail des AfD-Landesvorstandes Frank Magnitz hervor.

Zudem sollten die rund 150 Mitglieder des Landesverbandes dabei helfen, handschriftliche Spam-Briefe mit der Bitte um eine Parteispende an bis zu 4.000 Adressen von möglichst wichtigen Personen („Entscheidern“) in Bremen zu schicken. Die Schreibarbeit des „möglichst individuellen“ Rundbriefes sollten dabei natürlich „vorzugsweise Frauen“ leisten – „da deren Handschrift meistens netter ausfällt“, wie Magnitz in der Mail schrieb. Der Grund für die Aktion: Der Landesverband hat offenbar kaum noch Kohle.

In der am Montag durch die taz veröffentlichten E-Mail an „Mitglieder, Förderer und Parteifreunde“ weinte der Landesvorstand Frank Magnitz: „Unsere finanzielle Ausstattung für den Bundestagswahlkampf ist mehr als katastrophal.“ Mit den 10.000 Euro vom Bundeszuschuss könne man sich weder Veranstaltungen mit A-Parteiprominenz leisten noch anständigen Wahlkampf machen. Die finanzielle Notlage erfordere, dass die AfD-Mitglieder „Familie, Freunde, Bekannte, Nachbarn, Arbeitskollegen, Sport-, Gesang- und Kegelverein …“ um Geld anbettelten.

Wie viel das gebracht hat, wollte Magnitz der taz nicht verraten. Sehr erfolgreich scheint die im März angeschobene Aktion allerdings nicht gewesen sein: Die als Björn-Höcke-Fans bekannten Bremer AfD-Leute planen weder Veranstaltungen mit ihrem erinnerungspolitischen Posterboy aus Erfurt noch hat sich ihre finanzielle Lage entspannt.

Das sieht man etwa daran, dass Magnitz sagte, man werde aus „kaufmännischer Vorsicht“ keine neuen Fensterscheiben in das kürzlich bezogene Landesbüro einsetzen. Die Scheiben dort wurden vor gut zwei Wochen zerschlagen, seitdem hat das AfD-Büro eine „Notverglasung“ – laut Polizei beträgt der Schaden rund 5.000 Euro. Das ist, angesichts der nun bekannt geworden Zahlen, ein existenzielles Ausmaß. gjo

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen