: Schuss auf Amtstierarzt
Prozess-Beginn
Der Schuss kam ohne Vorwarnung und traf den damaligen Leiter des Veterinäramtes in Cuxhaven in den Bauch. Für die Waffe, ein Erbstück, hätte der Landwirt, der die Kugel abgefeuert haben soll, eigentlich gar keine Munition haben dürfen– eine Auflage des Ordnungsamtes. Doch der damals 55-Jährige hatte sich offenbar Munition beschafft und an dem Tag im Februar, als Polizisten und Vertreter der Veterinärbehörde mit Viehtransportern auf seinen Hof fuhren, um seine Tiere abzuholen, soll er sie auch eingesetzt haben. Ab Montag steht der Landwirt aus Osterbruch-Norderende wegen versuchten Mordes und unerlaubtem Besitzes von Munition vor dem Landgericht Stade.
Die Schafe, Pferde und Rinder des Mannes sollten konfisziert werden, weil der Landwirt sie seit Monaten nicht richtig versorgt hatte. Das Veterinäramt hatte ihm mehrfach Tierschutzauflagen gemacht, die der Mann ignorierte. „Der letzte Maßnahme ist es dann, ihm die Tiere wegzunehmen“, sagt Kai-Uwe Bielefeld, der Landrat von Cuxhaven. Weil er schon als „schwieriger Kunde“ bekannt gewesen sei und auch schon einmal mit der Faust gedroht habe, hätten zwei Polizisten die Veterinäre zur Beschlagnahmung begleitet.
„Wir haben mit Widerstand gerechnet“, sagt Bielefeld – nicht aber damit, dass der Landwirt, der auf dem Hof allein lebte, schießen würde. Der heute 56-Jährige habe etwas Unverständliches gemurmelt, sei kurz in ein Gebäude gegangen und habe dann sofort auf den Veterinär geschossen.
Die Verletzungen des Tierarztes waren schwer. Nur weil der Verletzte innerhalb von 20 Minuten in eine Klinik gekommen sei, habe er überlebt, sagt Bielefeld. Die Staatsanwaltschaft Stade wertet das als Mordversuch. Das Merkmal der Heimtücke sei gegeben, sagt Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas. „Der Veterinär war völlig arglos, als auf ihn geschossen wurde.“
Drohungen und körperliche Angriffe auf Behördenmitarbeiter hätten in den vergangenen Jahren zugenommen, sagt Landrat Bielefeld. Im Kreishaus gebe es deshalb einen Sicherheitsdienst, ein Alarmsystem und die Mitarbeiter trügen etwa bei Abschiebungen Stichschutzwesten. „Wir wollen, dass sich die Kollegen sicher fühlen.“ rea
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