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Gefangen im Rausch der Raserei

Gas geben Der Wett­bewerb auf der Straße endet oft tödlich – für Unbeteiligte

BERLIN taz | Menschen, die ihr Auto aufmotzen – also tunen – gibt es viele; verantwortungslose Raser aber wollen sie nicht sein. So sagen sie es jedenfalls, wenn man mit ihnen spricht. Und wenn man sie freundlich an der Tankstelle oder an der Autowaschanlage etwas Technisches fragt – „Hey, ihr kennt euch doch aus mit Autos“ –, weil man vielleicht ein Problem mit seinem Kleinwagen hat, dann sind sie sehr hilfsbereit. Können diese netten Jungs, die aussehen wie brave Schwiegersöhne, so aufs Gaspedal drücken, dass sie sich und andere gefährden?

Wir wissen es nicht; wir sehen und hören nur, dass selbst auf belebten Innenstadtstraßen plötzlich jemand losrast wie eine besengte Sau. Wir erleben, wie wir angehupt oder weggedrängelt werden, weil wir nicht schnell genug losfahren, wenn die Ampel auf Grün springt oder wenn wir schon bei Gelb gebremst haben. Wir wissen aber, dass immer wieder Menschen durch verantwortungslose Raser sterben, die gegeneinander oder gegen die Uhr losheizen.

Zuletzt war Mitte Juni in Mönchengladbach ein 38-jähriger unbeteiligter Fußgänger bei einem illegalen Autorennen ums Leben gekommen. Wegen des Unfalls sitzt der 28-jährige Fahrer des Wagens, der den Fußgänger tödlich verletzte, unter Mordverdacht in Untersuchungshaft. An der Unfallstelle ist Tempo 40 erlaubt, der Wagen soll jedoch mindestens 90 Stundenkilometer schnell gewesen sein. Der 28-Jährige soll sich mit den Fahrern zweier weiterer Autos ein Rennen geliefert haben. Gegen die beiden anderen mutmaßlichen Raser im Alter von 22 und 25 Jahren wird wegen Straßenverkehrsgefährdung ermittelt.

Glimpflicher ging ein illegales Rennen am vergangenen Sonnabend in Köln aus. Ein 18-Jähriger und sein 19 Jahre alter Freund sollen laut Zeugenaussagen durch ein Industriegebiet in Köln-Lind gerast sein. Der 18-Jährige schleuderte dabei in einer Rechtskurve in einen geparkten Lkw-Anhänger. Beide Fahrzeuge wurden schwer beschädigt. Verletzt wurde wie durch Zufall niemand.

Richard Rother

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