Frank Castorf inszeniert weiter in Berlin: Volksbühnen-Intendant geht ans BE
Frank Castorfs Abschied von der Berliner Volksbühne ist unfreiwillig – für ihn und fürs Publikum. Jetzt ist klar: Er inszeniert weiter in Berlin. Ein bisschen.
BERLIN dpa | Der unfreiwillig scheidende Volksbühnen-Intendant Frank Castorf (65) inszeniert künftig am Berliner Ensemble. Als erstes Stück bringt er dort Victor Hugos sonst am Musicaltheater gespieltes Drama „Les Misérables“ auf die Bühne, Premiere ist am 1. Dezember. Das kündigte der neue Intendant des Berliner Ensembles, Oliver Reese (53), am Dienstag an. Castorf werde in den nächsten Jahren jährlich eine Inszenierung am Berliner Ensemble realisieren.
Der vom Schauspiel Frankfurt kommende Reese löst am Berliner Ensemble den Theaterpatriarchen Claus Peymann (79) ab, der die Bühne nach 18 Jahren verlässt. Castorf wiederum räumt den Chefposten an der Berliner Volksbühne für den umstrittenen Museumsmann Chris Dercon (58).
Reese setzt für das neue Berliner Ensemble auf zeitgenössische Stücke und ein starkes Schauspieler-Ensemble. Der preisgekrönte Michael Thalheimer wird neuer Hausregisseur des Theaters. Zum neuen Ensemble gehören 28 festangestellte Schauspieler – darunter sind Stars wie Corinna Kirchhoff, Constanze Becker, Judith Engel, Patrick Güldenberg, Veit Schubert und Stefanie Reinsperger. „Der unglaublich schöne Name Berliner Ensemble ist Programm“, sagte Reese.
Castorf leitete die Volksbühne seit 1992. Sein Nachfolger Dercon war zuletzt Direktor des Londoner Museums Tate Modern. Seine Berufung durch den Regierenden Bürgermeister Michael Müller und den damaligen Kulturstaatssekretär Tim Renner (beide SPD) stieß in der Berliner Kulturszene und im Ensemble der Volksbühne auf Widerstand. Kritiker warfen Dercon fehlende Theatererfahrung vor. Er wolle die Volksbühne zu einer „Eventbude“ machen.