: „Zahlen, bis die Kinder studieren“
Zukunft Studienkredite können lange die Lebensplanung stören, sagt Mark Kantrowitz
ist Publizist und Strategieberater von Cappex.com, einem Vergleichsportal für Unis und Stipendien
taz: Herr Kantrowitz, US-College-Absolventen sind mit 1,3 Billionen Dollar verschuldet. Droht eine Kreditblase?
Mark Kantrowitz: Eine Blase gibt es sicher nicht. Dennoch ist jeder sechste Kreditnehmer überschuldet. Das heißt, dass jeder sechste mit seinem Jahresgehalt die Studienschulden nicht innerhalb von zehn Jahren zurückzahlen kann. Die Zahl von 1,3 Billionen Dollar klingt riesig, doch das Volumen der Studienschulden ist im Vergleich zu den Hauskrediten, die die Finanzkrise von 2008 ausgelöst haben gering.
Dennoch sind Millionen Kreditnehmer überschuldet, wie wirkt sich das aus?
Menschen mit hohen Schulden zögern ihre Lebensplanung hinaus. Sie heiraten später, bekommen später Kinder und müssen Jobs unter ihrer Qualifikation annehmen. Oft zahlen sie noch ihre eigenen Studienschulden zurück, wenn schon ihre Kinder studieren – denen wiederum die finanzielle Unterstützung für das Studium fehlt. So ziehen sich die Schulden durch Generationen. Arme Familien hält das davon ab, ihre Kinder auf die Uni zu schicken, obwohl ein Studium sich rechnen kann.
Was wäre die Lösung?
Die Regierung muss die College-Ausbildung günstiger machen. Auch die Bundesstaaten stecken zu wenig Geld in Universitäten. Eine Bildungsoffensive würde sich außerdem von selbst finanzieren: Ein Bachelor-Absolvent verdient mehr und zahlt auch mehr Steuern, als jemand ohne Abschluss. Sieben Millionen neue Jobs könnten so entstehen und die Wirtschaft würde aufblühen.
Welche Impulse erwarten Sie von der Trump-Regierung?
Die neue Bildungsministerin Betsy Devos hat keinerlei Erfahrung im Bereich Sekundärbildung. Die Regierung wird sich wohl mehr auf Schulreformen konzentrieren. Impulse für die höhere Bildung dürften eher aus dem Kongress kommen.
Interview Jörg Wimalasena
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen