piwik no script img

Rechtsextreme in der BundeswehrVon der Leyen Versagen vorgeworfen

Der SPD-Verteidigungsexperte kritisiert den Umgang der Ministerin mit dem Thema „Innere Führung“. Heute muss sie vorm Verteidigungsausschuss auftreten.

Ist am Mittwoch in der Sondersitzung des Verteidigungsausschusses zu Gast: Ursula von der Leyen Foto: reuters

Osnabrück afp | Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold hat wegen des Skandals um rechtsextreme Bundeswehrsoldaten schnelle Reformen bei der inneren Führung der Truppe verlangt. „Diese müssen jetzt zügig kommen,“ sagte Arnold der Neuen Osnabrücker Zeitung. Der Verteidigungsausschuss des Bundestags werde bei seiner Sondersitzung am Mittwoch bei Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf Änderungen dringen.

Arnold warf der Ministerin zudem Versagen bei der inneren Führung vor. Sie habe sich „nicht um das Thema politische Bildung gekümmert, das braucht man aber, damit Soldaten bei rechtsextremen Tendenzen auch gegenhalten können“, sagte er.

Arnold forderte klare Meldestränge, wenn rechtsradikale Vorfälle in der Truppe entdeckt werden. „Wir brauchen ein Sechs-Augen-Prinzip, also neben Ermittler und Vorgesetztem auch eine dritte Person, die die Fälle untersucht“, sagte der SPD-Politiker. Die Kommunikation zwischen Ministerium und nachgeordneten Ämtern müsse verbessert werden. Außerdem sei es wichtig, den Arbeitsdruck zu reduzieren und die Personallücken zu schließen, damit Vorgesetzte sich auch mehr um politische Bildung kümmern könnten.

Laut einem Bericht der Frankfurter Rundschau erwägt von der Leyen offenbar, den 30 Jahre alten Traditionserlass der Bundeswehr neu zu fassen. „Es geht um eine klare Linie“, zitierte die Zeitung aus Koalitionskreisen. Der Erlass müsse möglicherweise präziser sein und praxisnahe Vorschriften erhalten. Darüber solle der Verteidigungsausschuss des Bundestages beraten, der wegen des Terrorverdachts gegen den rechtsextremen Soldaten Franco A. am Mittwoch zu einer Sondersitzung zusammentritt.

„Schweres Versäumnis“

Die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen, Agnieszka Brugger, warf von der Leyen in der Bild-Zeitung ein „schweres Versäumnis“ vor, weil sie die Kaserne in Illkirch nicht unter besondere Beobachtung gestellt habe. In Illkirch hatten drei Bundeswehr-Soldaten Ende 2012 anlässlich einer Fußballübertragung ein vier Meter großes Hakenkreuz mit Sand auf den Kasernen-Boden gestreut. Die Soldaten wurden laut Bild zur Rechenschaft gezogen, mussten eine Geldstrafe zahlen und wurden entlassen.

Die nichtöffentliche Sondersitzung des Verteidigungsausschusses war von der Opposition beantragt worden. Der seit Ende April inhaftierte Oberleutnant Franco A. hatte sich monatelang als syrischer Flüchtling ausgegeben und offenbar einen Anschlag geplant. Mit der fiktiven Identität sollte der Verdacht auf Asylbewerber gelenkt werden.

Der Bundeswehr lagen schon seit 2014 Hinweise auf eine rechtsextreme Gesinnung des Offiziers vor, ohne dass Konsequenzen folgten. Am Dienstag wurde dann ein mutmaßlicher Komplize festgenommen. Er hatte die Abwesenheiten von Franco A. bei der deutsch-französischen Brigade im elsässischen Illkirch gedeckt, als dieser bei den Behörden die Gelder abholte, die er als vermeintlicher Asylbewerber erhielt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • "Es gehe um einen breiten Prozess „vom Rekruten bis zum General, vom Referenten bis zur Ministerin“. Dabei zähle aber das richtige Maß. „Wir dürfen nicht alles in Bausch und Bogen über Bord werfen.“ " http://www.fr.de/politik/rechtsextremismus/von-der-leyens-reformplaene-vom-rekruten-bis-zum-general-a-1275997

     

    Ich fürchte mal, dass diese Aussage vor allem Ministerin von der Leyen und somit die HAUPTVERANTWORTLICHE dieser Misere davon ausnimmt, "in Bausch und Bogen über Bord" geworfen zu werden.

    WIE PRAKTISCH FÜR DIESE DAME und gleichzeitig wie elendig VERLOGEN!

    Aber wer hätte von dieser "Ministerin*" allen Ernstes schon die einzig anständige Entscheidung in dieser Sache, sprich ihren RÜCKTRITT, erwartet.

    *)

    Der Begriff Minister kommt aus dem Lateinischen (ministrare ‚dienen‘) und bedeutet Diener (hier: Erster Diener). https://de.wikipedia.org/wi... https://de.wikipedia.org/wiki/Minister

     

    Wenn also "Führen durch Vorbild" weiter ein Mittel der Ausbildung "unserer" Soldaten sein soll, sehe ich unter dieser "Ministerin" mehr als nur SCHWARZ für die Moral der Truppe.

    Die nächste Aktivität im Verteidigungsministerium wird dann wohl,

    neben der schon geplanten Einführung eines "Maulkorberlasses"für die Truppe,

    der Erwerb eines riesigen, dicken Teppichs sein, der sich zum vollständigen "unter den Teppichkehren" von Mißständen in der BW, im Verteidigungsministerium und vor allem von Fehlentscheidungen und Versäumnissen dieser Dame eignet.

    MfG

    biggerB

  • Der direkte Auftritt wurde wohl geheim gehalten. Danach war sie nicht in allerbester Laune.

  • Wir haben ungezählte Menschen, die an den Tafeln anstehen.

    Wir haben ein lächerliches Teilhabegesetz für Kinder - das Gesetz verdient den Namen nicht. Wir haben obdachlose Menschen - die werden so nebenbei mal abgefackelt. Wir haben Bundeswehr-Festangestellte, die nebenbei noch vom BAMF als Zuwanderer alimentiert werden. Und diese Lady zwinkerte als Familienministerin 10 x pro Minute, sobald sie nur das Wort Kinder ausgesprochen hatte - sie hat keinen Überblick; da nutzt kein Zwinkern nicht.