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„Kredite und Versprechungen“

CHINAS NACHBARN Die beteiligten Regierungen sind zunächst einmal froh – Russlands Politiker hingegen ambivalent, sagt Zentralasien-Experte Schiek

Foto: SWP
Sebastian Schiek

ist Zentral­asien-Experte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin

taz: Herr Schiek, wie wird die Seidenstraßeninitiative in der direkten Nachbarschaft Chinas gesehen, etwa in Zentralasien?

Sebastian Schiek: Die Eliten dort sehen sie eher positiv, weil sie zum Beispiel Kredite für die Modernisierung der Infrastruktur und zum Teil erhebliche Investitionen verspricht, die dort in Zeiten von Wirtschaftskrise und niedrigen Energiepreisen gebraucht werden.

Gibt es auch Bedenken?

Man ist besorgt, dass die Modernisierung der Infrastruktur hauptsächlich über Kredite finanziert wird – und sich die Länder damit bei China stark verschulden. Damit würde China in der Region noch mächtiger. Noch ist aber unklar, was daraus folgt – ob Peking seine Interessen dann auch durch Zwang durchsetzen würde. In der Bevölkerung sind viele – vor allem jüngere – Leute dem Vorhaben gegenüber positiv eingestellt und neugierig darauf. Zugleich aber herrscht eine gewisse Angst vor dieser Übermacht und einem „Ausverkauf“ zum Beispiel von Boden an China.

Stärkt die Seidenstraßeninitia­tive die überwiegend autoritären Regime in Zentralasien?

Diese Regime leiden derzeit an der Wirtschaftskrise, es fehlt ihnen einfach an Kapital. Es würde ihnen helfen, wenn Straßen und Schienenwege mit Chinas Hilfe modernisiert werden. Unklar ist, wie weit dann auch Institutionen modernisiert werden – etwa die Grenzbehörden.

Gab es schon Proteste dagegen?

Nicht gegen das Seidenstraßenprojekt. Letztes Jahr gab es in Kasachstan Proteste gegen eine Reform des Bodengesetzes, weil eine massiver Verkauf von Land an chinesische Investoren befürchtet wurde.

Wird die Seidenstraßeninitiative Moskaus Einfluss in Zentralasien schwächen?

China ist bereits der wichtigste Handelspartner und der Hauptabnehmer von Energie. Russland hat also schon Einfluss an China abgegeben. Wie sich das Verhältnis zwischen den beiden Staaten in der Region weiter entwickelt, hängt vor allem davon ab, ob Russland die eigene Wirtschaftskrise meistert. Sicherheitspolitisch spielt China dort noch eine geringe Rolle, aber das könnte sich ändern. Es gibt ein chinesisches Kooperationsprojekt im militärischen Bereich zwischen Tadschikistan, Afghanistan und Pakistan, bei dem Russland nicht einbezogen wurde.

Kann und will Moskau der Ini­tiative etwas entgegensetzen oder verspricht es sich selbst Vorteile davon?

Russlands Interessen sind ambivalent: Es benötigt Chinas Engagement und die Kooperation nicht nur im Konflikt mit dem Westen, sondern auch, um sein Projekt einer eurasischen Wirtschaftsunion mit Leben und Kapital zu füllen. Andererseits ist China auch Konkurrent.

Was unterscheidet die russische Eurasische Wirtschaftsunion von Chinas Initiative?

Die Eurasische Wirtschaftsunion geht weiter: Man hat einen gemeinsamen Markt geschaffen mit gemeinsamen Außenzöllen. China geht es erst mal nicht um Souveränitätsabtretungen, sondern um eine lockere Zusammenarbeit. Ein für die betroffenen Länder relevanter Unterschied ist, dass die Vorteile bei Chinas Initiative momentan weitaus größer sind, weil die Teilnahme daran mit großen Krediten und Versprechen verbunden ist.

Interview Sven Hansen

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