piwik no script img

PortraitDie Trotzige

Wenn man ihn nach Mina Ahmadi fragt, sagt Volker Zdun: „Sie ist aufgeschlossen und total relaxed.“ Die amerikanischen Grenzbeamten, die die Hamburger Fußballerin vergangene Woche festgesetzt haben, sahen das wohl anders: Nach der Einreise am Flughafen in Houston ist Ahmadi, die auch für die afghanische Nationalmannschaft spielt, stundenlang verhört worden. Hintergrund war vermutlich Trumps Forderung, Menschen aus islamisch geprägten Ländern knallhart zu kontrollieren.

Ahmadi wurde in Deutschland geboren, ihre Eltern kommen aus Afghanistan. „Die Beamten haben sie festgehalten, ohne Gründe zu nennen“, sagt Zdun, für den das eindeutig eine „politische Nummer“ ist. Er ist erster Vorsitzender des FC Bergedorf 85 und steht mit der Mittelfeldspielerin in Kontakt.

Ahmadi kennt er schon, seitdem sie mit dem Fußballspielen begonnen hat. „Das war in der ersten Klasse“, erinnert er sich. Ahmadi hat damals gemeinsam mit seiner Tochter beim TSV Reinbek gekickt und sich dann hochgekämpft. Sie wechselte zum FC Bergedorf und spielt dort seit 2015 in der 1. Damenmannschaft.

Volker Zdun bezeichnet Ahmadi als „herausragende Spielerin“. Er hat die heute 20-Jährige häufig zum Training mitgenommen und weiß wohl, wovon er spricht, wenn er sie eine „taffe junge Frau“ nennt. Und so hat sie sich auch bei der Festnahme in den USA gezeigt. Erst nachdem Haley Carter, eine ihrer Nationaltrainerinnen, ordentlich Druck gemacht habe, hätten die Beamten die Spielerin gehen lassen, sagt Zdun.

Carter zeigte sich bei Twitter erbost. Ahmadi hätte keine Probleme haben dürfen, denn sie sei mit deutschem Pass und gültigem Visum eingereist, twitterte sie. Doch Ahmadis größte Sorge sei vermutlich gewesen, ihren Koffer schnell zurück zu bekommen, sagt Zdun. Da war nämlich ihr heiß geliebtes, schwarz-gelbes Dortmund-Trikot drin.

In den USA spielt die 20-jährige Ahmadi nun in einem Trainingscamp der Women’s Premier Soccer League – auch um sich für Teams amerikanischer Universitäten zu empfehlen. Zdun hofft aber, dass die Mittelfeldspielerin in drei Monaten zum FC Bergedorf zurückkehrt. Ahmadi, die sonst mit ihrer Familie im schleswig-holsteinischen Glinde lebt, bleibe erst mal für drei Monate in den USA. Beim FC Bergedorf ist sie weiterhin als Spielerin eingetragen. PIEP

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen