: Gericht will „Robby“ ins Heim schicken
Urteil Nach mehr 40 Jahren muss „Robby“ den „Circus Belly“ wohl verlassen. Der bundesweit letzte Zirkusaffe soll resozialisiert werden – und unter Affen leben
Der letzte in Deutschland gehaltene Zirkusaffe „Robby“ muss in eine für die Resozialisierung von Schimpansen spezialisierte Einrichtung abgegeben werden. Das hat das Verwaltungsgericht Lüneburg am Donnerstag verfügt und damit eine Verfügung des Landkreises Celle aus dem Jahr 2015 bestätigt.
Tiere dürfen ihren Haltern nur weggenommen werden, wenn sie erheblich vernachlässigt oder schwerwiegend verhaltensgestört sind. Um zu prüfen, ob eines von beiden auf „Robby“ zutrifft, beauftragte das Gericht den tiermedizinischen Sachverständigen Pierre Grothmann mit der Erstellung eines Gutachtens über die Verfassung „Robbys“. Ergebnis: Der Schimpanse sei zwar in guter körperlicher Verfassung, leide aber an einer schwerwiegenden Verhaltensstörung. Diese Störung resultiere vor allem aus der mangelnden Interaktion mit Artgenossen. Natürliches Sozialverhalten sei für das Schimpansenmännchen kaum möglich.
Klaus Köhler, Betreiber des „Circus Belly“, glaubt nicht, dass dem Schimpansen der Umgang mit anderen Affen fehle. Vor Gericht betonte er die enge Bindung zwischen seiner Familie und dem Schimpansen und behauptete, dem Tier fehle es an nichts. „Robby ist ein Mensch und er wird ein Mensch bleiben“, sagte Köhler.
Der etwa 45-jährige Schimpanse wurde in einem deutschen Zoo geboren, sehr früh von seinen Artgenossen getrennt und lebt seit seinem dritten Lebensjahr im „Circus Belly“. Köhler bezweifelt, dass „Robby“ sich in eine Schimpansengruppe einleben könnte. Grothmann hingegen schätzt, dass dies auch nach all den Jahren innerhalb von vier bis fünf Monaten möglich sei.
Köhler wird nun innerhalb eines Monats beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht Berufung einlegen. Dessen Urteil wäre dann unanfechtbar. Bis zu dieser endgültigen Entscheidung wird „Robby“ im Zirkus bleiben. Lena Eckert
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen