Anmelder Gunkel über den Ostermarsch: „Israel ist ein Apartheidsstaat“
Am Montag ruft die Friedensbewegung wie in jedem Jahr zum Ostermarsch auf. Markus Gunkel begründet, warum der Aufruf Israel mit autoritären Regimen gleichsetzt.
taz: Herr Gunkel, glauben Sie, dass der Luftangriff Trumps auf Syrien in diesem Jahr zu besonderem Protest führt?
Markus Gunkel: Das ist schwer zu sagen, natürlich ist die Empörung groß. Andererseits ist der „Vorteil“ des Ostermarschs ja gerade der, dass man ohne konkreten Anlass auf die Straßen geht. Insofern mussten wir nicht auf Trump warten, es ist ja auch unsere Regierung, die Trump jetzt als Vorwand nimmt, um noch stärker aufzurüsten. Im letzten Jahr wurden wieder alle Rekorde gebrochen: Es gab sehr viele Auslandseinsätze der Bundeswehr, noch mehr Waffenexporte als je zuvor.
Was ist die Idee hinter den Ostermärschen?
Die Märsche gibt es seit den 60er-Jahren und seit den 80ern werden sie kontinuierlich genutzt, um unsere Vorstellungen einer friedlichen Welt publik zu machen. Natürlich spielen dabei auch aktuelle Ereignisse eine Rolle. Dieses Jahr haben wir drei Schwerpunkte.
53, ist seit den 80ern in der Friedensbewegung tätig und hat wissenschaftlich dazu geforscht. Heute arbeitet er als Buchhalter und Korrektor.
Welche sind das?
Der eine Schwerpunkt ist Solidarität mit der Türkei. Ein zweiter Schwerpunkt sind wieder die Atomwaffen, weil die modernisiert werden sollen. Leider sagt Trump ja: „Wenn man die Waffen schon hat, muss man sie auch einsetzen.“ Und der dritte und für uns zentrale Punkt ist, dass auch von Deutschland tatsächlich Krieg ausgeht. Deutschland hat Soldaten in Afghanistan, Mali und Syrien.
In Ihrem Aufruf erwähnen sie explizit einige Staaten. Warum gerade die?
Saudi-Arabien und Katar bekommen besonders viele Waffen von uns geliefert und die Türkei und Israel sind zwei wichtige Bündnispartner der Bundesregierung, insofern sind die für uns natürlich besonders wichtig.
Es gab Kritik daran, dass Israel in einem Atemzug mit autoritären und reaktionären Regimen genannt wird.
Israel ist ja schon ein gewisser Apartheitsstaat. Es gibt dort zwei Sorten Israelis, nämlich einmal die jüdische Bevölkerung und dann die palästinensische. An eine Zwei-Staaten-Lösung kann angesichts der Siedlungspolitik fast nicht mehr gedacht werden und die Regierung hat mit dem neuen Präsidenten in den USA gesagt: „Dann machen wir eben mit dem Siedlungsbau weiter.“ Das ist für alle Seiten eine Katastrophe.
Offiziell ist Israel eine Demokratie.
Gut, es wird dort gewählt. In den USA ist auch Trump gewählt worden, im Iran gibt es auch Wahlen. Das heißt aber nicht, dass diejenigen dann eine friedliche Politik machen, das ist leider so.
Welche Rolle spielt Deutschland dabei?
Es werden relativ viele Waffen aus Deutschland nach Israel geliefert. Das trägt nicht zum Frieden im Nahen Osten bei. Der Holocaust ist natürlich ein Punkt, den wir nicht vergessen dürfen in Deutschland, aber gerade der muss uns doch zeigen, dass man gegen Unterdrückung, Rassismus und Militarismus auf die Barrikaden gehen muss.
Sind die Ostermärsche dafür das richtige Instrument?
Wahrgenommen werden wir auf jeden Fall. Es ist ja aus Sicht der Regierenden auch immer wichtig zu wissen, was die Bevölkerung macht. Ob wir direkt Einfluss auf das Regierungshandeln haben, weiß ich nicht. Das würde ich nicht annehmen, aber das ist für mich auch nicht so zentral.
Was wollen Sie dann erreichen?
Wir wollen zeigen, dass eine andere Welt möglich ist. Damit wenden wir uns an die Bevölkerung, aber natürlich auch an die Regierung, wenn sie uns denn hören möchte.
Wie viele TeilnehmerInnen werden mitmarschieren?
Das lässt sich schwer sagen, wir rechnen so mit 1.000 Leuten.
Ostermarsch, Montag, 17. April, 12 Uhr, St.-Georgs-Kirchhof am Hamburger Hauptbahnhof
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