: Trumps Drohung gegen Assad bleibt im Ungefähren
USA Der US-Präsident sieht durch den Giftgas-Einsatz „eine Menge Linien“ überschritten. US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen Nikki Haley droht mit Konsequenzen. Doch die militärischen Möglichkeiten der USA in Syrien gelten als begrenzt
Trumps Außenminister Rex Tillerson forderte Russland auf, seine Unterstützung für den syrischen Machthaber Baschar al-Assad zu überdenken. Im UN-Sicherheitsrat blockierte Moskau eine Resolution, die den Angriff verurteilt.
Zuvor hatte die UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley, im Sicherheitsrat einseitige Aktionen ihres Landes angedroht: „Wenn die Vereinten Nationen fortlaufend ihre Pflicht zum kollektiven Handeln verletzen, dann sind wir gezwungen, unsere eigenen Maßnahmen zu ergreifen.“
Auch sie ließ offen, wie solche Maßnahmen aussehen könnten. Am Rande einer Tagung erklärte Haley weiter, die russische Annexion der Krim und die Unterstützung für Assad seien „Dinge, die wir nicht durchgehen lassen“.
„Unserer Ansicht nach gibt es keinen Zweifel daran, dass das syrische Regime unter der Führung von Baschar al-Assad für diesen schrecklichen Angriff verantwortlich ist“, sagte Tillerson in Washington. Es sei „höchste Zeit für die Russen, ihre anhaltende Unterstützung für das Assad-Regime“ zu überdenken. Tillerson reist kommende Woche zu Gesprächen nach Moskau. Trump war ursprünglich vorgeworfen worden, eine zu große politische Nähe zu Russland zu suchen.
Der UN-Sicherheitsrat verschob am Mittwoch die geplante Abstimmung über den von den USA, Großbritannien und Frankreich eingebrachten Resolutionsentwurf, der den Angriff verurteilt und eine baldige Untersuchung fordert. Wie Diplomaten in New York mitteilten, kann das Votum frühestens an diesem Donnerstag stattfinden. Der russische Vize-UN-Botschafter Wladimir Safronkow begründete die Ablehnung seines Landes damit, dass der Entwurf unnötig sei und überhastet vorbereitet worden sei. Zugleich sprach er sich für eine „objektive Ermittlung“ aus.
Nach Darstellung des Syrien-Verbündeten Russland haben die syrischen Regierungstruppen in Chan Scheichun nicht selbst Giftgas eingesetzt: Die syrische Luftwaffe habe vielmehr ein von Rebellen genutztes Lager mit Giftstoffen getroffen. Ein ungenannter Vertreter des US-Außenministeriums bezeichnete dies als Unwahrheit.
US-Präsident Trump hat seit Amtsantritt häufiger große und fundamentale Pläne angekündigt, denen bis dato wenig folgte. Die Lage in Syrien gilt als sehr kompliziert, die Mittel der USA sind begrenzt. Washington kann kaum militärisch gegen Assad vorgehen, ohne sich damit unmittelbar gegen Moskau zu stellen. Bei Luftangriffen auf Assad-Stellungen droht ein Abschuss durch das von Russland an der syrischen Mittelmeerküste installierte Luftabwehrsystem S-400 mit rund 400 Kilometer Reichweite. Auch die Einrichtung einer Sicherheits- oder Flugverbotszone für Zivilisten stieße auf ähnliche Probleme.
Donald Trump
Eine stärkere Unterstützung der syrischen Rebellen wurde schon für Trump-Vorgänger Barack Obama zum Desaster, weil ein Großteil der Aufständischen inzwischen islamistisch-fundamentalistische Vorstellungen verfolgt. Die diplomatischen Bemühungen erscheinen ausgeschöpft.
Unternimmt Trump aber gar nichts, würde die Glaubwürdigkeit der USA in der Syrien-Frage wohl weiteren Schaden nehmen. Die rote Linie, mit der Obama einst drohte, ohne zur Tat zu schreiten, stünde dann nicht mehr nur für das Scheitern des Vorgängers von Donald Trump. klh
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen