Die Gesellschaftskritik: Digitales Klowandgeschmiere
WAS SAGT UNS DAS? Massenhaft gehackte Twitter-Accounts verbreiten Pro-Erdoğan-Schnack
Amnesty International, ProSieben, Die Welt und Boris Becker – sie alle haben seit gestern etwas gemeinsam: Ihre Twitter-Konten wurden gekapert, um einen Tweet zu verbreiten, in dem auf Türkisch Deutschland und die Niederlande angepöbelt werden. Garniert mit Nazi-Hashtags, einem Hakenkreuz und dem Verweis auf das türkische Referendum am 16. April.
Möglich wurde das über Twitter Counter, eine App, die Zugriff auf das Twitter-Profil hat. Einerseits ist das nicht mehr als ein massenhaftes digitales Klowandgeschmiere: Betroffene distanzierten sich von dem Tweet, löschten ihn, fertig. Einerseits. Andererseits ist es wie bei diesen Einbrüchen, bei denen kaum etwas gestohlen wurde. Halb so wild, sagen viele.
Was natürlich stimmt. Aber er hätte. Er hätte auch in der Unterwäsche herumgrabbeln können oder noch etwas viel Schlimmeres im eigenen Account posten können – das weniger leicht zu enttarnen gewesen wäre. Diese Erschütterung des Grundvertrauen, dass da jemand ist, der mühelos ins Private eindrang – das ist nicht so leicht wegargumentiert. Meike Laaff
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