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„Die Umstellung kommt nicht über Nacht“

Gemach Jörg Grotendorst, Chef-Ingenieur bei ZF Friedrichshafen für E-Mobilität, sieht dem Strukturwandel in der Autoindustrie gelassen entgegen

Foto: ZF
Jörg Grotendorst

47, ist Leiter der Division E-Mobility der Zahnradfabrik (ZF) Friedrichshafen AG, des drittgrößten deutschen Automobilzulieferers.

taz: Herr Grotendorst, Elek­tro­autos werden für einen riesigen Strukturwandel in der Autoindustrie sorgen. Was machen Sie, wenn keiner mehr Ihre Getriebe braucht?

Jörg Grotendorst: Auch in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren wird es noch Autos mit Verbrennungsmotor und Getriebe geben. Die Zahl der Fahrzeuge mit verschiedenen Hybridantrieben, die sowohl einen Verbrennungs- als auch einen Elektromotor haben, wird rasant zunehmen und dominieren. Sie sorgen für einen Übergang in die neue Zeit des autonomen, elektrischen Fahrens. Wir haben damit genug Zeit, uns vorzubereiten. Natürlich wird es in der Branche einen Wandel geben. Betriebe, die Kolben oder Pleuel herstellen oder härten, Auspuffe entwickeln, die also vom Verbrennungsmotor abhängig sind, die haben mitunter ein Problem. Das sind Teile der Wertschöpfungskette, die nach und nach wegfallen werden.

Die chinesische Regierung macht Druck und schreibt den Autobauern Quoten für Elek­troautos vor. Bleibt wirklich genug Zeit zur Umstellung?

Die Initiative aus China ist für uns eine echte Chance, den Fahrzeugherstellern unsere Produkte anzubieten und unser Angebot auszubauen. ZF ist in Sachen Elektromobilität schon seit Langem unterwegs und hat erst im letzten Jahr die Aktivitäten in diesem Bereich in einer neu ­gegründeten Division mit Sitz in Schweinfurt gebündelt. Schon im vergangenen Jahr haben wir in der Division E-Mobility einen Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro erzielt.

Recht wenig bei einem Konzernumsatz von insgesamt rund 30 Milliarden . . .

Das ist sicher richtig. Dabei haben wir eine ganze Menge von Fahrzeugen in der Serienproduktion. Leider bleiben die Verkaufszahlen in den vergangenen Jahren jedoch deutlich unter den ursprünglichen Prognosen der Hersteller. Wenn diese ihre Autos nicht verkaufen, verkaufen wir leider auch keinen Hybridantrieb. Mit der neuen Abgasgesetzgebung ab 2021 steigt auch der Umsatz mit Produkten für die Elektromobilität kontinuierlich und rasant. Dafür sind wir dann bestens vorbereitet, liefern Produkte zur Elektrifizierung des Antriebs mit Verbrennungsmotor und vollelektrische Antriebe für Batterie- und Brennstoffzellenfahrzeuge.

Aber auf den Verbrennungsmotor ist auch ZF noch angewiesen.

Ja, denn die Umstellung im Markt kann nicht über Nacht passieren. Wir haben die In­fra­struktur zum Tanken, ein akzeptables Preisniveau und dadurch eine hohe Akzeptanz der Endverbraucher. Jetzt gilt es den Verbrenner so zu ertüchtigen, dass auch zukünftige Generatio­nen einen lebenswerten Planeten vorfinden. Wir sind also weniger auf den Verbrenner angewiesen als unsere Kunden auf hocheffiziente Getriebe zur Erreichung der Verbrauchsziele, und da kommt dann auch die Elektrifizierung ins Spiel. Das gilt natürlich umso mehr, je mehr wir uns auf das autonome Fahren zubewegen. Studien haben gezeigt, dass junge Menschen heute autonomes Fahren ausschließlich mit einem Elektroantrieb verbinden und nicht mit einem Verbrennungsmotor.

Entwickeln Sie Batterien?

Nein, aber wir verstehen die Anforderungen und Eigenschaften – schließlich ist die Batterie als Energiespeicher wesentlich für die Leistungsfähigkeit eines Elektroantriebs verantwortlich. Daher verfügen wir auch über die Fähigkeit, die Batterie in die Simulation und Auslegung des Antriebs mit einzubeziehen. Zwar gibt es hierzulande Leute, die warnend den Finger heben und sagen, in der Elektromobilität kommen sie ohne Batterieproduktion in Deutschland nicht aus. Andere wiederum meinen, der Entwicklungsvorsprung von koreanischen und japanischen Herstellern sei nicht mehr aufzuholen, Batterien kaufe man also auch künftig lieber zu. Wir haben aktuell keine Pläne, in die Produktion von Zellen oder Batterien zu investieren.

Interview Heike Holdinghausen

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