Cannabis auf Rezept: Agentur soll Qualität sichern
In Deutschland soll medizinisches Cannabis angebaut werden. Die Cannabisagentur kontrolliert Anbau, Vertrieb und Abgabe.
Jetzt darf auch in Deutschland Cannabis zu medizinischen Zwecken angebaut werden. Damit die Qualität stimmt, richtet das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Cannabisagentur ein. Die Zulassung von Cannabis in Blütenform als Medikament wurde am 19. Januar im Bundestag beschlossen. Jetzt fehlt nur noch die Unterschrift des Bundespräsidenten.
Eine sogenannte Phase-3-Studie mit Patienten wie bei anderen Medikamenten gibt es nicht. Das BfArM stützt sich bei der Zulassung lediglich auf Hinweise, die die Wirksamkeit von Cannabis nahelegen. Die gebe es beispielsweise bei der Schmerzbehandlung von Patienten mit Multiple Sklerose oder Krebs, so Cremer-Schaeffer.
Die Datenlage aber sei schlecht. Eine Begleitstudie, die auf fünf Jahre angelegt sei, werde durchgeführt, so Karl Broich, Präsident des BfArM. „Ich erwarte, dass wir deutlich bessere Daten darüber bekommen, wofür Cannabis tatsächlich sinnvoll ist“, sagt Josef Mischo Vorsitzender der Bundesärztekammer. Fernziel des BfArM ist ein standardisiertes Arzneimittel, so Broich.
Kontrolle ist alles
Cannabis wird zukünftig von Ärzten verschrieben und von den Krankenkassen bezahlt. Ziel sei, dass der Patient bei ambulanter Behandlung innerhalb von drei Tagen sein Medikament bekomme, so Stroppe. Mischo bewertet es positiv, dass das Gesetz nicht vorgibt, wann Cannabis eingesetzt werden darf. Ob sie einen möglichen Missbrauch dieser Regelung befürchtet, möchte die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler nicht kommentieren.
Das BfArM vergibt europaweit Lizenzen an Unternehmen für den Anbau von Cannabis in Deutschland. Dabei solle die Qualität und die Sicherung der illegalen Substanz durch Inspektionen des BfArM kontrolliert werden, sagt Broich. Cannabis dürfe nicht in andere Kanäle geraten. Den Weg in den Handel finde das Arzneimittel erst durch das BfArM, das die komplette Produktion aufkaufe.
Wieviel Geld dafür bereitsteht, wollte Stroppe nicht sagen. Das hänge von der Nachfrage ab. Einen sprunghaften Anstieg der Nutzer befürchte er aber nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten