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Mit dramatischem Knall

KU’DAMM-BÜHNEN Kultursenator lässt sich für den Kompromiss feiern, nur der Dramatiker Rolf Hochhuth spielt nicht mit

von Rolf Lautenschläger

Auch mit über 80 Lenzen ist der Dramatiker Rolf Hochhuth noch immer für einen Eklat gut. Hochhuth wandte sich am Montag im Kulturausschuss des ­Abgeordnetenhauses lautstark gegen den Abriss der beiden Boulevardtheater am Kurfür­stendamm. Ebenso kritisierte er den letzte Woche ausgehandelten Kompromiss zwischen dem Investor Cells Bauwelt und Intendant Martin Woelffer, im Ku’damm-Karree anstelle der beiden historischen Säle nur noch eine Bühne „als Kellerthea­ter“ einzurichten.

Es sei „erbärmlich“, zwei bedeutende Theatersäle aus den 1920er Jahren „zu vernichten“. Der Abriss komme einer „Kulturschande“ gleich. Das Land Berlin habe stattdessen die Pflicht, die Säle unter Denkmalschutz zu stellen und zu erhalten, polterte Hochhuth vor dem Gremium bei der Anhörung zum Thema „Ku’damm-Bühnen“. Als Sabine Bangert, grüne Ausschussvorsitzende, Hochhuth etwas zu beruhigen suchte, explodierte er: „Das ist vollkommen ekelhaft, mir das Wort abzuschneiden“, schrie er und rannte die Tür knallend aus dem Saal.

Zuvor hatte Kultursenator Klaus Lederer (Linkspartei) den Abgeordneten noch einmal die mit seiner Hilfe zustande gekommene Einigung dargelegt. Er sei froh, dass das jahrelange Hin und Her um den Erhalt der Ku’damm-Bühnen „jetzt endlich beendet werden konnte“. Der Rechtsstreit und der Räumungsbeschluss seien vom Tisch, und der „Kulturstandort ist mit einem Theater am Kurfürstendamm gesichert“, sagte Lederer. Die Finanzierung des Neubaus durch Cells, ein langjähriger Mietvertrag und die Subventionierung des Theaters durch das Land Berlin mit jährlich 800.000 Euro müssten als großer Erfolg gewertet werden, so der Kultursenator.

Auch Woelffer zeigte sich erleichtert. Es tue „zwar weh, die beiden Säle zu verlieren. Aber es besteht nun die Chance, dort ein Theater zu bauen und den kulturellen Standort zu sichern.“ 2021 soll das Kellertheater stehen. Der Senat hat versprochen, für Woelffer ab 2018 nach einem Ausweichquartier zu suchen.

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