Berlinale-Jurorin Maggie Gyllenhaal: Vielseitig und politisch mutig
Eine Oscarnominierung hat sie schon, jetzt vergibt sie erstmal selbst Awards: Maggie Gyllenhaal ist Teil der Jury der Berlinale 2017.
Sagen wir mal so: Für den Zustand der Welt ist es bezeichnend, dass Maggie Gyllenhaals kleiner Bruder Jake Schlagzeilen machte, als er sie auf dem „Women’s March“ am Tag nach Trumps Inauguration in Washington begleitete. Andererseits spricht es für Maggie Gyllenhaal, dass ihre Teilnahme an der Protestveranstaltung keine Überraschung darstellt und deshalb keine Meldung wert ist.
Die Schauspielerin, 1977 als Kind von Filmemachern in New York geboren, macht aus ihrem politischen Engagement keinen Hehl, wie ihr Twitteraccount zeigt; und sie traut sich auch schwierige Positionen einzunehmen. So brachte sie nach 9/11 vor, die USA sollten darüber nachdenken, was sie selbst, bewusst oder unbewusst, zum Angriff beigetragen hätten. Eine Anmerkung, die nicht nur auf Gegenliebe stieß, wie man sich denken kann.
Obwohl in Los Angeles aufgewachsen, ist Hollywood nicht gerade das Milieu, in dem eine Frau wie Gyllenhaal es als Schauspielerin besonders leicht hat. Wobei man auch das sofort umdrehen könnte: Ist es doch ein Armutszeugnis für Hollywood, dass Gyllenhaal nur selten die Rollen findet, die ihrem Können gerecht werden.
Die Öffentlichkeit wurde erstmals auf sie aufmerksam, als sie im schrägen Sci-Fi-Thriller „Donnie Darko“ an der Seite ihres gerade zum Star aufsteigenden Bruders Jake spielte. Mit der Hauptrolle in Steven Shainbergs vertrackten BDSM-Drama „Secretary“ schaffte sie dann selbst den Durchbruch.
Neben Maggie Gyllenhaal zählt auch die deutsche Schauspielerin Julia Jentsch zur Internationalen Jury bei der Berlinale vom 9. bis 19. Februar. Außerdem mit dabei: der isländische Künstler Olafur Eliasson, der mexikanische Schauspieler und Regisseur Diego Luna, der chinesische Regisseur und Drehbuchautor Wang Quan'an und die tunesische Produzentin Dora Bouchoucha Fourati. Den Vorsitz der Jury, die über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären entscheidet, hat der niederländische Regisseur und Drehbuchautor Paul Verhoeven. (epd)
Für ihre brisante Gratwanderung zwischen mädchenhafter Unsicherheit und Selbstbewusstsein in sexuellen Unterwerfungspraktiken erhielt sie eine Golden-Globe-Nominierung. Rollen in erfolgreichen Blockbustern wie „Dark Knight“ oder weniger erfolgreichen Liebeskomödien wie „Mona Lisas Lächeln“ folgten.
Ihre Oscarnominierung als beste Nebendarstellerin in „Crazy Heart“ hatte fast schon den Charakter der „Zähmung“ einer einst gegen solche Rollenklischees Aufbegehrenden. Ihr kommender Auftritt in der heiß erwarteten HBO-Serie „The Deuce“ über die Pornoindustrie im New York der 70er Jahre lässt dagegen wieder hoffen – genauso wie ihr Beitrag zur Berlinale als Mitglied der Jury.
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