Rekordmäßig übel

Inauguration Mit Furcht und Zittern in Erwartung der Präsidentschaft des wirklichen Donald Trump

Natürlich wird die Amtseinführung heute wie alles, was Donald Trump anfasst, in jeder Hinsicht extrem sein. Es werden rekordmäßig viele Menschen demonstrieren und rekordmäßig wenige Musiker auftreten, also eigentlich keine, die die Berufsbezeichnung Musiker verdienen. Es wird rekordmäßige moralische Verkommenheit wie rekordmäßige Verzweiflung zu beobachten sein – ich selbst habe es irgendwie geschafft, das Wahlergebnis zu verdrängen, geträumt, dass Trump noch zu verhindern sei.

Ein Sniper würde nicht wirklich helfen, meine krebskranke Freundin Kaylin hatte kurz überlegt, ob das ihr Vermächtnis sein könnte. Sie hat sich dann aber doch für ein „Fuck Trump“-Schild in ihrem Fenster entschieden, das zum Hof des Trump World Towers hinausging. Nach der Wahl schwanden ihre Kräfte rapide, sie starb 13 Tage später.

Was man an ihrem Beispiel zur Wichtigkeit des Afford­able Care Act erzählen könnte, sprengt hier den Rahmen, vielleicht kann man sie an den Jahren ermessen, die Kaylin nach ihrer ersten Diagnose, die sie ohne Krankenversicherung traf, noch erleben durfte, weil sie durch Obamacare abgesichert wurde.

Ich werde weinen, wenn Trump mit einem seiner ersten Dekrete den Affordable Care Act aushebelt, weinen um Kaylins viele Leidensgenossen, deren Chancen schwinden. Genauso wenn dann noch Planned Parenthood nach 100 Jahren das Geld gestrichen wird, wo viele Frauen in Amerika nur dort Kontakt zu Ärzten bekommen – für uns einfach unvorstellbar.

Ich werde nicht wissen, wohin mit mir, ich habe keine Vorkehrungen getroffen, außer, alle Versionen von Burt Bacharachs „I just don’t know what to do with myself“ (Tommy Hunt, Dusty Springfield, Dionne Warwick, Isaac Hayes, Elvis Costello, The White Stripes . . .) parat zu haben. Und ich werde trotzdem vor dem Fernseher sitzen, weggucken geht leider nicht.

Vielleicht höre ich mir also zur Ablenkung von dem ganzen Elend hier endlich mal die Rede von Bjorn Höcke an, wie der hier heißt, dann kann ich mich schon mal für Deutschland warm machen, wo ich ja unter anderem wegen Donald Trump im Sommer wieder hinziehe.

Ophelia Abeler