: Immer mehr Frauen ohne Obdach
ARMUT Die Zahl der wohnungslosen Menschen steigt massiv an. Rot-Grün findet aber, Bremen tut genug für sie
Die Zahl der Wohnungslosen in Bremen ist seit 2011 um 59 Prozent gestiegen. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion hervor. Claudia Bernhard, wohnungspolitische Sprecherin der Linksfraktion findet diese Entwicklung „erschreckend“.
Im vergangenen Jahr hat die Zentrale Fachstelle Wohnen insgesamt 1.663 wohnungslose Personen untergebracht. Knapp ein Viertel davon waren Frauen. Vor sechs Jahren stellten sie noch ein Fünftel Prozent der 1.046 Wohnungslosen. Die Linke vermutet, dass auch die Dunkelziffer gestiegen ist.
In Bremen sind Notunterkünfte für 141 Menschen verfügbar. Ergänzt werden diese durch Übernachtungsmöglichkeiten in sechs Hotels sowie durch fünf Wohnungen für Familien. Laut Senat sind die Notunterkünfte derzeit fast vollständig ausgelastet. Bei Bedarf könne aufgestockt werden.
Da eigener Wohnraum am günstigsten ist, will der Senat betroffenen Menschen eigene Wohnungen vermitteln. Helfen soll die Wohnraumförderung: 2016 seien so 69 Wohnungen entstanden, für dieses Jahr werden 51 erwartet. Für Bernhard ist klar: „Das deckt nicht den Bedarf an Sozialwohnungen.“ Das Problem werde verwaltet, aber nicht bekämpft. Die baupolitische Sprecherin der CDU, Silvia Neumeyer, sagt: „Der Senat ist beim Wohnungsbau weit hinter seinen eigenen Zielen zurückgeblieben.“ Beide Parteien fordern bessere Präventionsangebote.
Laut Matthias Koch, Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, hat Bremen ein „ausdifferenziertes System“, um Wohnungslosigkeit vorzubeugen. „Die Koalition handelt“, sagt Koch und verweist auf die Wohnförderung.
Demnach müssen bei jedem neuen Bauprojekt mindestens 25 Prozent Sozialwohnungen entstehen. Der grüne Bausenator Joachim Lohse entgegenet der Kritik der Linken: „Eben darum arbeiten wir bereits am vierten Förderprogramm.“ Und es sei zu beachten, dass bestehende Sozialwohnungen nicht vom Markt verschwinden, nur weil die Sozialbindung ausläuft. Manfred Meyer, Geschäftsführer des Diakonischen Werks in Bremen kritisiert dagegen die bremische Wohnungspolitik: „Das notwendige Tempo bei der Umsetzung ist noch immer nicht erreicht.“ Lukas Thöle
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