Friedensverhandlungen in Syrien: Rebellen brechen die Gespräche ab
Die Armee habe gegen die Waffenruhe verstoßen, sagen Regierungsgegner. Tausend Menschen seien am Wochenende aus der Region Wadi Barada geflohen.
Bislang war vorgesehen, dass sich Regierung und Rebellen Ende Januar zu Friedensgesprächen in Kasachstans Hauptstadt Astana treffen. Als Vermittler treten dabei Russland, die Türkei und der Iran auf.
Doch die Rebellen zogen sich nun vorerst vom Verhandlungstisch zurück. In ihrer gemeinsamen Erklärung betonten sie, ihre Kämpfer hätten sich an die Feuerpause gehalten. Die syrische Armee habe ihre Angriffe jedoch fortgesetzt. Deswegen würden „alle Gespräche in Bezug auf die Verhandlungen von Astana eingefroren“.
Die Waffenruhe war von der Türkei und Russland ausgehandelt worden und in der Nacht zum Freitag in Kraft getreten. Nach Angaben von Aktivisten hatte sie in den vergangenen Tagen größtenteils gehalten. Trotzdem gab es in einigen Landesteilen weitere Kämpfe, insbesondere in der strategisch wichtigen Region Wadi Barada nahe Damaskus. Dort flogen syrische Regierungstruppen auch am Montag Angriffe gegen Rebellen, wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag mitteilte. Am Wochenende seien etwa tausend Frauen und Kinder vor den Kämpfen geflohen.
Durch das Barada-Tal (Wadi Barada) fließt der Barada-Fluss in die syrische Hauptstadt, er ist eine der wichtigsten Quellen für die Wasserversorgung. Die Regierung wirft den Rebellen vor, der Hauptstadt das Wasser abzudrehen. Nach UN-Angaben haben vier Millionen Bewohner der Hauptstadt seit dem 22. Dezember kein fließendes Wasser mehr.
Seit 2011 mehr als 310.000 Menschen getötet
Durch die anhaltenden Angriffe in Wadi Barada und der Region Ost-Ghuta würden „die Leben hunderttausender Menschen bedroht“, erklärten die Rebellen. Sollten die Attacken nicht gestoppt werden, müsse die vereinbarte Waffenruhe „als null und nichtig“ betrachtet werden. Die Erklärung wurde unter anderem von den Islamistengruppen Dschaich al-Islam, Failak al-Rahman, der von Ankara unterstützten Rebellenorganisation Sultan Murad sowie der Gruppe Dschaich al-Issa unterzeichnet.
Die geplanten Friedensgespräche in Astana werden auch vom UN-Sicherheitsrat unterstützt, der sich am Samstag einstimmig hinter die russisch-türkische Friedensinitiative für Syrien gestellt hatte. Anfang Februar sollen auch die Verhandlungen zwischen syrischer Führung und Opposition unter UN-Schirmherrschaft fortgesetzt werden.
Russland, der Iran und die Türkei unterstützen im Syrien-Konflikt entgegengesetzte Seiten: Während Moskau und Teheran die wichtigsten Verbündeten von Syriens Staatschef Baschar al-Assad sind und dessen Truppen auch militärisch unterstützen, hilft die Türkei im Nachbarland bewaffneten Assad-Gegnern. Das türkische Militär geht in Syrien zudem gegen kurdische Milizen vor, um deren Vormarsch dort zu stoppen.
In dem seit 2011 währenden Bürgerkrieg in Syrien wurden bereits mehr als 310.000 Menschen getötet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Bestürzung und erste Details über den Tatverdächtigen
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen