Kai Schöneberg über die Zinspolitik der US-Notenbank
: Washington ist nicht Frankfurt

Gut 6.500 Kilometer liegen zwischen Washington und Frankfurt am Main. Auch wenn sich das viele anders wünschten: Ein Ozean schlechter Nachrichten liegt zwischen der Entscheidung der US-Notenbank Fed in Washington, die „Zinswende“ trotz trumpistischer Unwägbarkeiten beherzt fortzusetzen, und den Kalamitäten, die die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt belasten.

Die USA haben mit 4,6 Prozent Arbeitslosenquote und 1,7 Prozent Inflationsrate die Finanzkrise 2008/09 einfach deutlich besser gewuppt als die Eurozone (9,8/0,5). Weil es in großen Teilen Europas kriselt, fährt die EZB weiter auf Nullzinskurs. Und: Bis Ende 2017 sollen insgesamt 2,3 Billionen Euro in die Märkte gepumpt worden sein.

Das entspricht etwa sieben Mal dem Etat des Bundes. Irre viel Geld für irre große Probleme: Gestern war Brexit, heute sind es Italiens Banken, morgen kommen vielleicht ultrarechte Regierungen, die auch raus aus der EU wollen. Aufgeblähte Aktien- und Immobilienmärkte und Zwergenrendite für Kleinanleger sind die Folgen.

Aber: Vielleicht kann uns die größte Volkswirtschaft der Welt auch helfen: Der Dollar zog nach der Fed-Entscheidung auf ein 14-Jahres-Hoch gegenüber dem Euro an. Das macht europäische Produkte günstiger und damit wettbewerbsfähiger in Übersee. Auch Trumps Konjunkturprogramm könnte Gold für deutsche Exporteure wert sein. Andererseits: Wer nicht exportiert, profitiert auch nicht, zum Beispiel die Krisenländer des alten Kontinents.

Weiteres Problem: Die Fed beschleunigt den Abzug von Kapital aus den Schwellenländern zurück zum einträglicheren Dollar. Wer in Dollar verschuldet ist, ist betroffen, wer auf Investitionen aus dem Dollarraum angewiesen ist, auch. China hat bereits Maßnahmen ergriffen, auch der mexikanische Peso, die türkische Lira oder der brasilianische Real purzeln. Also: Uns hilft die Fed eher, dem Rest der Welt kaum.

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