: Harter Abschiebekurs in Hamburg
Asyl Hamburg hält an Abschiebungen nach Afghanistan fest: Die Ausländerbehörde macht nicht mal davor halt, einen 24-Jährigen, der als Hindu wegen seiner Religion verfolgt wird, abzuschieben
Während sich Schleswig-Holstein und Niedersachsen derzeit nicht an Abschiebungen nach Afghanistan beteiligen, hält Hamburg daran fest. Das zeigt das Beispiel eines 24-jährigen Afghanen: Samir N. wollte vergangenen Donnerstag seine Duldung verlängern und wurde stattdessen in der Ausländerbehörde festgenommen und in Abschiebehaft nach Büren in Nordrhein-Westfalen gebracht.
N. wird wegen seiner Zugehörigkeit zur religiösen Minderheit der Hindus in Afghanistan verfolgt. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, er lebt seit vier Jahren mit einer Duldung in Hamburg. Nach Informationen der Flüchtlingsräte Niedersachsen und Hamburg steht ihm zusammen mit anderen AfghanInnen am Mittwoch eine Sammelabschiebung bevor.
Sein Anwalt hat einen Eilantrag beim Amtsgericht eingereicht und den Fall in den Eingabeausschuss der Härtefallkommission der Bürgerschaft gegeben – als letzte Hoffnung.„Hamburg muss sich der Sammelabschiebung nach Afghanistan verweigern“, forderte die Linken-Abgeordnete Christiane Schneider, die auch Mitglied der Kommission ist.
Auch der Zentralrat der afghanischen Hindus und Sikhs sowie der Hamburger Hindu-Tempel setzen sich gegen die Abschiebung N.s ein. „Hindus haben in Afghanistan mit Diskriminierung in allen Bereichen des öffentlichen Lebens zu kämpfen“, sagte der Vorsitzende des Hamburger Hindu-Tempels, Sumit Tchanana. „Sie werden verfolgt, misshandelt, enteignet und auf offener Straße angegriffen.“ N., der Mitglied des Tempels ist, sei auf den ersten Blick als Hindu zu erkennen, außerdem seien mittlerweile alle seine Angehörigen nach Deutschland geflohen. „Sein Leben ist in Afghanistan akut bedroht“, so Tchanana.
Die Kommission für internationale Religionsfreiheit kam bereits 2009 zu dem Schluss, dass Hindus in Afghanistan von der Politik ausgeschlossen seien und gesellschaftlich angefeindet würden. ksch
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