Islamisten in Deutschland: Gotteskrieger auf Abwegen
25 Prozent der Dschihad-Rückkehrer kooperieren laut einer Studie mit den Sicherheitsbehörden. Knapp die Hälfte bleibt dem extremistischen Milieu treu.
Konsequenzen aus der Untersuchung sollen demnach auf der Herbstkonferenz der Innenminister besprochen werden, die am Dienstag in Saarbrücken ihre Beratungen aufnehmen. Für die Fortschreibung der Studie wurden laut dem Bericht insgesamt 784 Lebensläufe von Menschen zwischen 13 und 62 untersucht, die sich in Syrien und dem Nordirak den Dschihadistengruppen Islamischer Staat (IS), der früheren Al-Nusra-Front oder Junud al-Sham angeschlossen haben.
274 der ausgereisten Dschihadisten halten sich dem Bericht zufolge inzwischen wieder in Deutschland auf. Knapp die Hälfte der Heimkehrer bleibe hierzulande ihrem extremistischen Milieu treu, heißt es laut Welt in der Studie. Bei acht Prozent gehen die Behörden nur von einer „taktisch motivierten Rückkehr aus, etwa um sich zu erholen oder um neue Ausrüstung oder Geld zu besorgen“.
Lediglich etwa jeder zehnte Ausgereiste sei bislang frustriert oder desillusioniert zurückgekehrt. Als wichtigsten Faktor für die islamistische Radikalisierung in der Heimat machten Experten der Zeitung zufolge den Freundeskreis (54 Prozent) aus, gefolgt von salafistischen Moscheen (48 Prozent), Internetpropaganda (44 Prozent), Islamseminaren (27 Prozent) und der inzwischen verbotenen Koranverteilaktion „Lies!“ (24 Prozent).
Etwa ein Drittel der ausgereisten Islamisten soll sich der Studie zufolge noch im Kriegsgebiet aufhalten. Ein Drittel ist demnach mittlerweile zurückgekehrt, zwölf Prozent von ihnen sind inhaftiert. Die restlichen Islamisten befinden sich wohl im Ausland oder ihr Aufenthaltsstatus ist schlicht unbekannt, wie die Zeitung berichtete.
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