Portrait: Der Loyale mit Ambitionen
François Hollande hat verzichtet. Nichts konnte seinen Premierminister Manuel Valls jetzt noch daran hindern, selbst anzutreten. Valls war seit 2012 zuerst als Innenminister und dann Regierungschef an einen Treueschwur gebunden, jetzt möchte dieser Monsieur Loyal endlich seinen Lohn: Hollandes Segen und die Unterstützung seiner Partei. Manuel Valls tritt bei den Vorwahlen an, mit denen die französischen Sozialisten und ihre Sympathisanten im Januar ihren Präsidentschaftskandidaten nominieren.
Vorerst ist Valls nur einer von mindestens fünf Anwärtern. Aber er ist in diesem internen Wettbewerb klarer Favorit. Ganz anders sieht die Ausgangslage allerdings bei der Volkswahl am 23. April aus. Derzeit läge Valls gegenüber den ohne Umweg über Vorwahlen kandidierenden Jean-Luc Mélenchon und Emmanuel Macron im Hintertreffen. Da sich zudem noch weitere linke Konkurrenten direkt bewerben, sieht es für die Sozialisten und Valls nicht gut aus.
Valls hatte schon 2011 bei Vorwahlen der Sozialisten mitgemacht, er erhielt aber nur 5,63 Prozent der Stimmen. Dennoch beeindruckte er mit seiner Redegewandtheit so sehr, dass ihn der Gewinner Hollande zu seinem Kampagnensprecher ernannte. Valls, der immer zum rechten Flügel seiner Partei zählte, hat als Premierminister Hollandes liberale Reformen nicht aus Gehorsam, sondern aus Überzeugung umgesetzt. Damit hat er sich auch der scharfen Kritik von links ausgesetzt.
Als Innenminister forderte er eine autoritärere Sicherheitspolitik. Nicht von ungefähr hat man ihn als „linken Sarkozy“ karikiert. Wie man der Kriminalität der sozialen Ausgrenzung mit fester Hand begegnen soll, hatte Valls während elf Jahren als Bürgermeister von Évry vorgemacht. Diese Erfahrung in der Vorstadt bei Paris möchte Valls in seiner Kampagne als Leistungsausweis einbringen.
Im Unterschied zu anderen Spitzenpolitikern hat er „nur“ einen Uni-Abschluss in Geschichte, aber keine Diplome der Pariser Eliteschulen. Manuel Valls ist 1962 in Barcelona als Sohn eines katalanischen Malers und einer Schweizerin aus dem Tessin auf die Welt gekommen. Er ist mit der Violonistin Anne Gravoin verheiratet.
Rudolf Balmer
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