: Bashir wird in Gatow beerdigt
Trauer Bashir Zakaria, Flüchtlingsaktivist vom Oranienplatz, ist tot
Er war eine der Figuren des Flüchtlingsprotests am Oranienplatz: In der Nacht zu Dienstag ist Bashir Zakaria gestorben. Wie Taina Gärtner von der Initiative Lampedusa Berlin berichtete, ist sein Tod vermutlich auf Herzversagen zurückzuführen. Der 44-Jährige litt schon länger an einer Herzkrankheit.
„Bashir stand unter enormem Druck“, sagte Gärtner am Mittwoch. Seine Mutter sei schwer krank, das habe ihn belastet, weil er nicht zu ihr habe fahren können, erzählte sie. Auch sei er wütend darüber gewesen, dass die Kirche, die vielen Flüchtlingen vom Oranienplatz Unterkunft gewährt, deren Quartiere aufgelöst habe. „Viele haben sich mit ihren Problemen bei ihm gemeldet. Er hat immer versucht, alle zu unterstützen“, sagte Gärtner. „Das alles hat seinem Herzen nicht gutgetan.“
Zakaria hatte im April 2014 mit der SPD-Integrationssenatorin Dilek Kolat über das Ende der Besetzung des Oranienplatzes verhandelt und dem Deal mit dem Senat zugestimmt. Die Flüchtlinge sollten ihr Camp räumen, im Gegenzug wollte der Senat ihre Verfahren neu prüfen und sie bei Ausbildung und Arbeitssuche unterstützen. Doch keiner der fast 600 Männer bekam eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis. Flüchtlinge und Aktivisten werfen dem Senat bis heute vor, seine Zusagen gebrochen zu haben.
2001 war Zakaria aus Nigeria zunächst nach Libyen geflüchtet. In Tripolis baute er sich eine Metallwerkstatt auf und heiratete, doch im Bürgerkrieg 2011 verlor er alles und musste wieder fliehen. Seine Frau wurde verschleppt, seine beiden Kinder – fünf und sieben Jahre alt – starben bei der Fahrt über das Mittelmeer. Über Lampedusa und andere Stationen in Italien kam Zakaria im Winter 2012 nach Berlin, wo er sich von Anfang an am Oranienplatz engagierte und bis zur Auflösung des Camps lebte.
Am Dienstagabend trafen sich laut Gärtner zahlreiche Freunde in ZakariasWohnung, um zu trauern und Abschied von ihm zu nehmen. Weggefährten und Initiativen bekundeten in den sozialen Medien ihr Beileid. Voraussichtlich am Montag um 11 Uhr soll Zakaria auf dem Friedhof in Gatow beerdigt werden. Uta Schleiermacher
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