piwik no script img

Ein Mittelfinger zu viel

Prozess Ein 29-Jähriger muss wegen Beamtenbeleidigung zahlen

Für den Richter ist die Sache eindeutig: Der Angeklagte ist wegen Beamtenbeleidigung zu 50 Tagessätzen à 8 Euro zu verurteilen. Er soll im März Polizisten mehrmals den Mittelfinger gezeigt haben. „Ihr dreckigen Scheißbullen“, habe er zudem gerufen. Weshalb? Der Angeklagte hatte zwei in Zivil auftretende Polizisten dabei beobachtet, wie sie zwei dunkelhäutige Personen kontrollierten. Er vermutete „Racial Profiling“ und schritt ein.

Was danach geschah, wurde gestern im Strafjustizgebäude unterschiedlich dargestellt. Die Polizisten bestehen auf dieser Version: Die Kontrolle, bei der nach Betäubungsmitteln gefahndet wurde, sei „entspannt“ verlaufen – bis der Angeklagte hinzugekommen sei. Anschließend hätten die Beleidigungen – inklusive Mittelfinger – begonnen, man habe eine Streife hinzurufen müssen. Auch die sei mit ausgestrecktem Mittelfinger empfangen worden.

Zugeben will der Angeklagte nur, dass er die beiden Polizisten im Streifenwagen gestisch beleidigt hat – nicht jedoch die in Zivil auftretenden Beamten. Der Richter glaubt ihm nicht. Weitere Aspekte – eine aus Sicht des Angeklagten rabiate Behandlung bei der Festnahme und auf der Davidwache, wo ihm auch ein Messer untergeschoben worden sein soll – bleiben in der Verhandlung außen vor. Der Mittelfinger zählt, in diesem Fall mehrfach. DJO

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen