: Terrorangriff auf Schlafsäle einer Polizeischule
PAKISTAN 60 Personen werden getötet. Der IS droht damit, zum „Albtraum der Regierung“ zu werden.
Nachdem sie zwei Wächter getötet hatten, begannen die Angreifer in Schlafsälen auf Polizeirekruten zu schießen. Anschließend sollen sie Geiseln genommen haben. Manche Polizeirekruten versteckten sich unter den Betten oder sprangen aus den Fenstern. Als später Militärs und Paramilitärs anrückten, zündeten zwei Angreifer ihre Sprengstoffgürtel. Der Dritte wurde erschossen, bevor er sich in die Luft sprengen konnte. 250 Geiseln konnten befreit werden. Nach vier Stunden war der Angriff laut Angaben des Innenministers der Provinz vorbei.
Die Polizeischule war schon 2006 und 2008 von Terroristen angegriffen worden. In der vergangenen Woche hatten die Sicherheitskräfte Medienberichten zufolge Hinweise auf einen möglichen Anschlag in Quetta erhalten. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden erhöht. Unklar ist, ob die Attentäter deshalb auf die Polizeischule außerhalb der Stadt auswichen oder ob sie von vornherein das Ziel war.
Unklar war zunächst auch noch, wer die Urheber des Attentats sind. Ein Kommandeur der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) reklamierte gegenüber einem Journalisten den Angriff für seine Gruppe und drohte, der IS werde zum „Albtraum der pakistanischen Regierung“.
Zuvor hatte der Grenzkorps-General Sher Afghan die sunnitische Terrorgruppe Lashkar-e-Janghi al-Almi für den Angriff verantwortlich gemacht. Sie ist ein Ableger der Extremistengruppe Lashkar-e-Jangvi und soll dem IS im Jahr 2015 ihre Gefolgschaft erklärt haben.
Laut General Afghan wurden die Attentäter von Afghanistan aus angeleitet. Eine Selbstbezichtigung gab aber auch die Gruppe Tehrik-e-Taliban Karrach ab, eine Splittergruppe der pakistanischen Taliban. Sie sprach in einer Email an Journalisten von vier ihrer Selbstmordattentäter, die den Tod von Mitgliedern der Gruppe in Polizeigewahrsam gerächt hätten.
Pakistan hat stets die Existenz des IS auf seinem Territorium bestritten, während in den afghanischen Grenzprovinzen Nangarhar und Kunar die Präsenz der Dschihadisten nicht mehr bezweifelt wird. Dort hat die Terrormiliz frühere Taliban rekrutiert und versucht, ein grenzüberschreitendes Regime aufzubauen.
Schon für den letzten großen Anschlag in Quetta im August auf trauernde Anwälte, bei dem es vor einem Krankenhaus mehr als 70 Tote gab, übernahmen der IS wie auch die Taliban die Verantwortung. Der IS konkurriert unter Pakistans Extremisten mit den Taliban und Al-Qaida. Zugleich ist es ein Muster pakistanischer Politik, das hausgemachte Terrorproblem des Landes klein zureden und andere, wie etwa Afghanistan, dafür verantwortlich zu machen.
Meinung + Diskussion
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen