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Anna Lehmann über Wankas Bildungsoffensive für die digitale weltSmart ist nicht gleich klug

Die Schultafel heißt Smart Board und das Heft Tablet. Dieser Vorstellung vom Lernen im digitalen Zeitalter will Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) in Riesenschritten näherkommen und in den nächsten Jahren 5 Milliarden Euro in die Schulen pumpen, um sie mit schnellem Internet und moderner Technik auszustatten.

Mal davon abgesehen, dass die Bundesministerin den Vorschlag mit den für Bildung zuständigen Ländern nicht abgesprochen hat, kann Wanka das mit dem vielen Geld verbundene Versprechen auch gar nicht einlösen: Digitalisierung führt nicht automatisch zu einem Qualitätssprung des Unterrichts. Schüler_innen werden nicht klüger, weil sie ihre Matheaufgaben am Computer statt im Heft erledigen, wie Studien klar belegen.

Klar ist: Kinder müssen heute lernen, sich in sozialen Medien, auf Lernplattformen und im Netz sicher zu bewegen. Richtig ist auch: Die Schulen nutzen die Möglichkeiten der digitalen Welt viel zu wenig oder sperren sie gar aus. Stichwort: Handyverbot. Um die Verheißungen des schier unbegrenzten Wissenszugangs per Internet und mittels moderner Technik einzulösen, bedarf es aber zuallererst kompetenter und gut ausgebildeter Pädagogen. Und das ist der Knackpunkt. Die Pflichtstundenzahl deutscher Lehrer_innen ist eine der höchsten im internationalen Vergleich. Die reine Wissensvermittlung hat also Priorität; für Fortbildungen, Absprachen und Unterrichtsentwicklung bleibt kaum Zeit und Kraft.

Statt die Schulen einfach mit Hardware zu fluten, wäre es nachhaltiger, wenn Wanka sich – in Absprache mit den Ländern – Gedanken machen würde, wie man die Hard und Soft Skills der Lehrerschaft fördern kann. Sinnvoll wäre etwa ein Programm für Schulsozialarbeiter, um die Lehrer_innen von solchen Aufgaben zu entlasten. Ändert sich nichts an den personellen Rahmenbedingungen, sieht das Smart Board im Klassenraum bald aus wie die gute alte Tafel: staubig.

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