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Die Lebensretter

Humanitäres Engagement Syriens Weißhelme helfen Opfern von Anschlägen

BERLIN taz | Wenn die Bomben fallen, kommen die Weißhelme. Die 2013 gegründete unabhängige Freiwilligenorganisation, die offiziell Syrische Zivilverteidigung (SCD) heißt, hat es sich zur Aufgabe gesetzt, nach Einschlägen Verletzte und Tote zu bergen. Nur zu häufig sind es mehr Leichen als Lebende, die sie unter den Trümmern finden.

Ein Augenzeuge berichtete der Website al-Monitor von einem solchen Einsatz im Stadtviertel Bustan al-Qasr in Aleppo im Juni: „Wir kamen an dem Ort an, wo die Bewohner sich um die Ruinen der zerstörten Gebäude versammelt hatten. Alle standen unter Schock. Einer hatte einen Schlafanzug an, ein anderer hatte seinen Körper notdürftig in ein Tuch gehüllt. Die Leute gruben in den Trümmern auf der Suche nach Verschütteten. Nach ein paar Minuten kamen die Mitglieder der Zivilverteidigung mit ihrem einzigen Bagger, den sie an allen Einschlagsorten benutzen.“ Aus einem getroffenen Haus bargen die Helfer drei Stunden später vier Tote. Niemand überlebte, als das fünfstöckige Gebäude über den Köpfen seiner Bewohner zusammenbrach.

„Demütig und stolz“ seien sie angesichts der Verleihung des alternativen Nobelpreises, hieß es in einer ersten Reaktion der Organisation auf Twitter. Das Preiskomitee begründete seine Entscheidung mit dem „außergewöhnlichen Mut, dem Mitgefühl und dem humanitären Engagement für die Rettung von Zivilisten“. Es ist das erste Mal überhaupt, dass der alternative Nobelpreis nach Syrien geht.

Die freiwilligen Helfer arbeiten in Gebieten, die von oppositionellen Gruppen kontrolliert werden, also in jenen Regionen, die von der syrischen und der russischen Luftwaffe bombardiert werden – mit Fass- und Splitterbomben. Ebenfalls perfide sind die sogenannten Doppelschläge, bei denen ein zweiter Angriff an derselben Stelle wie der erste erfolgt, also wenn Nachbarn und Helfer zum Einschlagsort geeilt sind. Den Angaben der Weißhelme zufolge haben die 3.000 Freiwilligen der 96 lokalen Initiativen etwa 60.000 Menschen gerettet; etwa 140 Helfer wurden bei ihren Einsätzen getötet.

Früher, in Friedenszeiten, waren die jetzt Geehrten demnach Bäcker, Schneider, Verkäufer oder Lehrer. Heute arbeiten sie als Feuerwehrleute, Such- und Rettungskräfte sowie Sanitäter; an ruhigen Tagen reparieren sie auch Wasser- und Stromleitungen. Beate Seel

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