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Deutsche Bank verängstigt Aktienmärkte

FRANKFURT rtr | Kursturbulenzen bei der Deutschen Bank beunruhigen Anleger in ganz Europa. Die Aktien des größten deutschen Geldhauses sackten am Freitag erstmals unter die symbolische Marke von 10 Euro ab, weil asiatische Hedgefonds Gelder abgezogen hatten. Danach fielen sämtliche anderen europäischen Finanzwerte ab, erst am Nachmittag beruhigte sich die Lage wieder. „Das ist die schiere Angst“, sagte ein Analyst. Die Titel der Deutschen Bank fielen zeitweise um 9 Prozent auf ein Rekordtief von 9,90 Euro. Bankchef John Cryan warnte indes in einem Brief an die rund 100.000 Mitarbeiter vor Panikmache. „Unsere Bank ist Gegenstand heftiger Spekulationen geworden, immer neue Gerüchte führen dazu, dass unser Aktienkurs inzwischen heftigen Ausschlägen unterliegt“, schrieb Cryan. Er betonte, die Liquiditätsreserven von 215 Milliarden Euro seien „ein komfortabler Puffer“.

Die Lage der Bank hatte sich vor zwei Wochen zugespitzt, als das US-Justizministerium wegen Tricksereien auf dem US-Immobilienmarkt eine Strafe von umgerechnet gut 12 Milliarden Euro forderte. Seither verlor die Deutsche Bank fast 4 Milliarden Euro an Börsenwert und ist am Kapitalmarkt gerade noch 14 Milliarden Euro wert. „Obwohl viele der Einschätzung zustimmen, dass die Deutsche Bank ein solides Unternehmen ist, scheint das Händler kaum zu interessieren“, betonte Aktienmarkt-Experte Markus Huber vom Brokerhaus City of London.

Wegen der kriselnden Bank wird längst über mögliche Staatshilfen diskutiert. „Die Bundesregierung bereitet keine Rettungspläne vor“, dementierte das Bundesfinanzministerium auch am Freitag. Rechtlich wäre ein begrenzter Einstieg des Staates aber möglich. Ein Jahr vor der Wahl will die Regierung eine Rettung mit Steuermilliarden aber offenbar unbedingt vermeiden.

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