heute in BREMEN: „Feindbilder hinterfragen“
Theater Die Berliner Compagnie kritisiert im neuen Stück Nato, Medien und Feindbilder
72, ist Schauspielerin und schreibt die Stücke der Berliner Compagnie
taz: Frau Fries, worum geht es in dem Stück?
Helma Fries: Es spielt in der Redaktion einer linken deutschen Zeitung während der ukrainischen Maidan-Proteste. Der neue Chefredakteur strebt eine andere Ausrichtung an und bringt eine Volontärin mit. Diese ist Ukrainerin und hat die Proteste miterlebt, ihr Bruder wurde auf dem Maidan erschossen. Sie bringt wieder einen rebellischen Geist in die Redaktion. Daraufhin entwickeln sich viele Konflikte, ohne zu viel verraten zu wollen.
Im Titel sprechen Sie von dem geheimnisvollen Gleichklang der Medien.
Es ist ein medienkritisches Stück. Wir wollen Feindbilder hinterfragen. Putin ist kein Waisenknabe, aber wir kritisieren, wie er zum Feind gemacht wurde.
Was kritisieren Sie?
Die systematische Meinungsmache der Leitmedien. Es ist natürlich nicht so schlimm wie im Dritten Reich, aber auch heute gibt es enge Verbindungen zwischen den Chefredakteuren und Verlegern großer Zeitungen und der Politik. In Fällen wie Russland und Putin sind sich plötzlich immer alle einig und sehen Russland als Kolonialmacht. Aber es geht ja nicht um die Eroberung der Ukraine, Russland hat ein Sicherheitsbedürfnis.
Sie haben Verständnis für Putin?
Russlands Annektion der Krim ist eine Reaktion auf die Nato-Politik, auch wenn es da natürlich nicht korrekt ablief. Das Versprechen an Gorbatschow, die Nato nicht zu erweitern, wurde gebrochen. Russland wurde regelrecht eingekreist.
Interview: Sebastian Krüger
Das Bild vom Feind. Wie Kriege entstehen. 20 Uhr, Gemeindezentrum Zion, Kornstr. 31
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