WEM SIGMAR GABRIELS „STINKEFINGER“ KLICKS BESCHERT
: Traffic dank dem Minister

Foto: Jungsfoto: dpa

Schwarze Kapuzen sind über die Köpfe gezogen, die Gesichter in Schwarz-Rot-Gelb bemalt. „Volksverräter!“ ruft die Gruppe, und „Wer hat uns verraten – Sozialdemokraten“: Anhänger der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN) waren es, die am 12. August einen Auftritt von Bundesvizekanzler Siegmar Gabriel (SPD) in Salzgitter störten.

In der Region ist die JN schon lange äußerst aktiv. Dass sie mit einer provokanten Aktion einen Bundespolitiker angeht, hat eine neue Qualität – in Niedersachsen: Andernorts, vor allem im Osten stören Rechtsextreme regelmäßig Partei- und Gewerkschaftsveranstaltungen. In Salzgitter reagierte Gabriel erst gelassen, lächelte dann müde – und zeigte dann den gestreckten Mittel-, den „Stinkefinger“.

Auf der Facebook-Seite der JN Braunschweig kann man ein knapp eine Minute langes, selbst gedrehtes Video des Vorfalls ansehen. Unterlegt mit Beats geht die rechte Gruppe mit Megaphon und Transparenten auf Gabriels Entourage zu. Immer wieder rufen sie die erwähnten Slogans, einer beschimpft den SPD-Tross noch als „Kommunisten“ und „Kulturmarxisten“. In dem Video ist diese Person auch nioch zu hören, wie sie sich, mit Megafon, direkt an Gabriel richtet: „Mensch, dein Vater hat sein Land geliebt. Und was tust du? Du zerstörst es.“

Gabriel, hat sich selbst kritisch über seinen Vater geäußert: Der war überzeugter Nationalsozialist, weshalb der Sohn Ende der 1970er-Jahre den Kontakt über Jahrzehnte abbrach.

Nun verübeln Rechte von NPD bis zu „besorgten Bürgern“ Gabriel – neben seiner angeblichen Mitverantwortung für die „Asylflut“– wohl auch jenen Vorfall, als er Demonstranten als „Pack“ bezeichnete hatte. Vor der Aktion hatte der JN-Facebook-Auftritt „Likes“ von 1.764 Personen. Der Clip aber ist bis gestern Nachmittag 218.508 Mal angeklickt worden.

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

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