: Hartz-Bus weiter beliebt
JOBCENTER Mobile Beratung zieht Zwischenbilanz fürdie diesjährige Tour
Miete und Wohnen steht immer noch oben auf der Problemliste der Hartz-IV-EmpfängerInnen. Zudem werden Einkommen oft falsch berechnet – der Beratungsbus des Berliner Arbeitslosenzentrums (Balz) zog am Dienstagmittag seine erste Bilanz für 2016.
Seit 2007 ist der Bus on tour. Bis Oktober dieses Jahres fährt er noch die zwölf Jobcenter der Stadt an, um kostenlos Fragen zu den Wirrungen des Hartz-IV-Dschungels zu beantworten und Auskünfte über Rechtsmittel und Ansprüche zu geben.
Erstmals wird die Aktion nun vom Land Berlin mit 60.000 Euro unterstützt. Bislang musste das Balz die Kosten mit Unterstützung der Wohlfahrtsverbände, der Landesarmutskonferenz und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) selbst tragen. Zwar sei der Bus nicht ganz so hoch frequentiert wie im Vorjahr, doch „trotz der Verbesserung der Situation gibt es immer noch Mängel in der Beratung und Auskunft in den Jobcentern“, erklärte der Koordinator des Projekts, Frank Steger.
Bei 2.200 Beratungen seit April kommen rund 36 Menschen pro Tag an den Bus. 24 Prozent der Beratungen bezögen sich auf Fragen rund um Miete und Wohnen, so Steger. Aber auch Schulden, rentenrechtliche Aspekte oder Ausbildungsförderung würden häufig thematisiert. Oft warteten Jobcenter- „KundInnen“ so lange auf eine Kostenübernahmebescheinigung für den Vermieter, dass die Wohnung bereits weg ist, wenn die Bescheinigung endlich ausgehändigt wird. 16 Prozent der Beratungen drehen sich laut Steger um die Einkommensanrechnungen.
Hier komme es nach wie vor zu skurrilen Fehlern: etwa Stromrückzahlungen, die als Einkommen angerechnet worden seien. Doro Zinke vom DGB Berlin-Brandenburg betonte zudem, dass sich viele Menschen mit Hart-IV-Bezügen in die Rolle des Objekts gedrängt fühlten. „Viele ‚Maßnahmen‘ der Jobcenter dienen nur dazu, die Leute zu nötigen, möglichst früh aufzustehen“, sagte die DGB-Vorsitzende.
Lutz Mania, der Geschäftsführer des Jobcenters Berlin-Mitte, lobte die Ergänzung durch den Bus: „Die Erkenntnisse sind für uns eine gute Rückkopplung, um Themen zu erkennen und zu reflektieren.“ Elena Wolf
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