Wie Paris brüskiert wird: Égalité mit der Provinz
LA KOLUMNE
Von Johannes Kopp
An den Rändern von Paris hinterlässt diese Europameisterschaft ohnehin nur spärliche Spuren. Aber jetzt, da lediglich noch das Viertelfinalspiel der Franzosen gegen Island und das Finale in der Hauptstadt ausgetragen werden, sind in meinem 17. Arrondissement plötzlich auch die wenigen Fußballtouristen weg.
Dass sie ein wenig Farbe selbst hier weit im Nordwesten von Paris rund um den Place Pereire in das Arbeiterviertel gebracht haben, merke ich erst jetzt, wo sie nicht mehr in den Cafés und Bars sitzen.
Wo feiern denn eigentlich die Isländer? Ja, so weit ist es gekommen. Paris ist auf isländische Hilfe angewiesen, um wenigstens ein bisschen EM-Flair verbreiten zu können.
Für die Metropole ist dieses Turnier eine Brüskierung. Schließlich pflegt dieser Ort dem Rest des Landes zu diktieren, was geht und was nicht geht. Und eigentlich geht es nicht, dass die Équipe Tricolore sich in der Provinz die Hemden schmutzig macht – schon gar nicht so oft, wie es bei dieser EM geschieht.
In der französischen Länderspielgeschichte fanden mehr als drei Viertel aller Heimspiele in Paris statt. Insofern wirkt dieses Turnier der Uefa wie eine von außen aufgezwungene Föderalisierungsmaßnahme. Marseille, Lille und Lyon waren bislang die Nutznießer dieser Intervention und konnten das französische Team in ihren Stadien begrüßen.
Sollte Frankreich das Halbfinale erreichen, geht es erneut nach Marseille. Dann steht es zwischen der Mittelmeerstadt und Paris zwei zu zwei – eine Art von Égalité, die den Hauptstädtern nicht schmeckt. Nur eine Finalteilnahme könnte die Verhältnisse zurechtrücken. Vor dem großen letzten Spiel wird es dann auch im 17. Arrondissement wieder etwas bunter.
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