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Einblicke in den Terror

DSCHIHAD-Rückkehrer

Harry S. will offenbar reinen Tisch machen. Beim Prozessauftakt am Mittwoch sagte der frühere IS-Kämpfer umfassend aus. Präzise schilderte der 27-Jährige dem Hamburger Oberlandesgericht seine Radikalisierung, seine Ausreise nach Syrien und schließlich seinen Bruch mit der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Am Dienstag wird das Verfahren fortgeführt.

Gleich zu Beginn der Verhandlung räumte Harry S. die Vorwürfe der Bundesanwaltschaft ein: Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung sowie Verstöße gegen das Waffen- und das Kriegswaffenkontrollgesetz.

Der in Bremen geborene S., dessen Eltern aus Ghana stammen, wuchs im armen Stadtteil Osterholz-Tenever in schwierigen Verhältnissen auf. Er radikalisiert sich nach eigenen Angaben, als er wegen eines Supermarkt-Überfalls und nicht erfüllter Bewährungsauflagen ins Gefängnis muss. Dort lernt er René Marc S. kennen, einen deutsch-malaysischen Salafisten, den Harry S. als beeindruckend und theologisch gebildet beschreibt. Nach seiner Haftentlassung verkehrt er in einer salafistischen Moschee in Bremen-Gröpelingen. Im April 2015 reist er nach Syrien aus, um sich vom IS militärisch ausbilden zu lassen. Männer vom IS-Geheimdienst versuchen ihn für Anschläge in Europa zu gewinnen. Doch er lehnt ab.

Nach zwei Monaten bricht er seine Ausbildung im IS-Camp ab, aus gesundheitlichen Gründen und wegen erster Zweifel, wie er sagt. Zusammen mit anderen Deutschen wird er für ein deutschsprachiges Propagandavideo eingespannt, in dem sieben Leute hingerichtet werden. Er habe es aber abgelehnt, selbst zu schießen, sagt er, und habe beim Dreh nur die Flagge gehalten.

Wenige Wochen später sei ihm die Flucht aus dem IS-Gebiet in die Türkei gelungen. Am Bremer Flughafen wurde Harry S. festgenommen. Seither sitzt er in Untersuchungshaft. Vor Gericht beteuert er seinen Sinneswandel. Er wolle mit den deutschen Behörden kooperieren – riskant, denn seine Berichte eröffnen tiefe Einblicke ins Innenleben des IS. LKA

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