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Der VW-Diesel ist angezählt

Auto Neue Verfahren belasten Volkswagen. Vorstandschef Müller liebäugelt mit dem Ende des Diesel

WOLFSBURG dpa/taz | Dieselmotoren waren bis zum Skandal um falsche Abgaswerte eine der zentralen Säulen bei Volkswagen. Doch am Dienstag, einen Tag vor der Hauptversammlung, stellt Konzernchef Müller die Technologie infrage. „Es wird sich die Frage stellen, ob wir ab einem gewissen Zeitpunkt noch viel Geld für die Weiterentwicklung des Diesels in die Hand nehmen sollen“, sagte Müller dem Handelsblatt.

VW hatte bei Millionen von Dieselfahrzeugen mit einer Software Abgastests manipuliert. In den USA sind inzwischen alle Dieselmodelle vom Markt. Ob der Konzern dort jemals wieder Dieselmotoren anbieten wird, bleibt unklar. „Das ist derzeit schwierig zu beantworten“, sagte Müller. Die Abgasreinigung sei „enorm aufwendig und teuer“. Gleichzeitig werde die Elektromobilität preiswerter und die deutschen Steuervorteile für den Diesel seien nicht gesichert. „Im Dialog mit der Politik müssen wir sehen, wie es weitergeht.“

Damit positionierte er sich weiter als Erneuerer, der einen grundlegenden Umbau will: mehr E-Autos, autonomes Fahren, mehr Mobilitätsdienstleistungen. Auf die Frage, ob der Abschied vom Verbrennungsmotor an die Energiewende bei Eon und RWE erinnere – mit dem Aus für die Nukleartechnik und der Schrumpfung bei Gas und Kohle – sagt der 63-Jährige: „Ein durchaus passender Vergleich.“

Müller könnte allerdings froh sein, wenn sich die Hauptversammlung vor allem diesem Thema widmen würde. Auf der Agenda stehen viel unerfreulichere Punkte: So hat die Finanzaufsicht Bafin nach Informationen von Reuters den gesamten VW-Vorstand wegen mutmaßlicher Marktmanipulation bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Und in den USA hat der erste Anleiheinvestor eine potenzielle Sammelklage von Anlegern auf den Weg gebracht, die mit dem „Dieselgate“ Hunderte Millionen an Wert verloren haben.

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