: Polizei tötet Hunderte Demonstranten
ÄTHIOPIENSeit Ende 2015 kamen bei der Niederschlagung von Protesten über 400 Oromo ums Leben.
Die von Studenten angeführten Protesten waren durch ein Regierungsvorhaben ausgelöst worden, nach dem die Stadtgrenzen der Hauptstadt Addis Abeba nach Oromia ausgeweitet werden sollten. Bauern befürchten, ihr Land zu verlieren. Jeder dritte Äthiopier gehört der Volksgruppe der Oromo an. Der Regierungsvorschlag wurde inzwischen zurückgezogen.
Die äthiopischen Sicherheitskräfte hätten wiederholt mit scharfer Munition in die Menschenmengen geschossen, teilte Human Rights Watch mit. Dabei seien bei vielen der unzähligen Proteste über mehrere Monate hinweg Demonstranten getötet worden. Viele der Opfer seien Studenten und Schüler gewesen, darunter Jugendliche unter 18 Jahre.
Mehr als 300 Opfer hat Human Rights Watch nach eigenen Angaben mit Namen und teils auch Fotos identifiziert. Zeugen hätten zudem ausgesagt, dass Verhaftete in Militärlagern misshandelt, gefoltert oder vergewaltigt worden seien. Aus Angst, verhaftet zu werden, würden sich viele Bewohner der Region um die Hauptstadt Addis Abeba nicht mehr trauen, die Schule oder Universität zu besuchen. Bewohner sprächen von einer Verhaftungswelle bislang ungekannten Ausmaßes.
Sicherheitskräfte hätten „mit offenkundiger Missachtung menschlichen Lebens“ auf „friedliche Demonstranten“ geschossen, sagte die stellvertretende Afrika-Direktorin von Human Rights Watch, Leslie Lefkow. Sie forderte die Regierung auf, zu Unrecht inhaftierte Personen unverzüglich freizulassen und Mitglieder des Sicherheitsapparats für Verstöße zur Rechenschaft zu ziehen. Außerdem verlangte HRW eine glaubwürdige und unabhängige Untersuchung.
Die äthiopische Regierung sieht sich häufig mit Vorwürfen der Rechtsverstöße gegen Oppositionsgruppen, Journalisten und Minderheiten konfrontiert.
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