Svenja Bergt über IT-Konzerne und Bequemlichkeit: Am Ende zahlt der Nutzer
Es dauerte keine halbe Stunde, bis in Foren die ersten besorgten Nachfragen kamen: Microsoft übernimmt LinkedIn – wie werde ich jetzt mein LinkedIn-Konto los?
Es ist nicht das erste Mal, dass nach einer Übernahme reflexartig Kündigungsfantasien in die Welt gesetzt werden. Als Facebook Whatsapp übernahm, war es genau das Gleiche – und da ging es noch um deutlich privatere Daten. Doch genau wie damals wird es auch dieses Mal keine Massenabwanderung von Nutzern geben. Denn die Nutzer, die allermeisten zumindest, sind faul. Stinkfaul. Und inkonsequent.
Was der Ökofaktor für Autokäufer ist, ist der Datenschutz für Internetnutzer. Alles schön in der Theorie. Doch wenn es dann darum geht, welches Auto gekauft, welcher Dienst genutzt wird, ist die Theorie auf einmal ganz weit weg. Dann landen sie am Ende doch bei GoogleFacebookWhatsappInstagram. Oder für internationale Kontakte eben LinkedIn. Weil es so bequem ist. Weil doch nicht ganz falsch sein kann, was alle machen. Oder?
Netzwerkeffekt heißt das in der Branche und in der Wissenschaft. Alle gehen dahin, wo alle sind. Weil da alle sind. Die freie Entscheidung, die Frage, will ich da wirklich hin, tritt in den Hintergrund. Praktisch, denn es wäre ja auch unbequem, sich ihr zu stellen. Schließlich gälte es dann, gleich eine Reihe von Fragen zu beantworten, wie: Was ist die Alternative zum Dienst, bei dem alle sind? Was macht sie besser oder zumindest weniger schlecht? Worauf kommt es eigentlich an? Soll es vor allem bequem sein? Nutzerfreundlich? Bunt? Billig? Möglichst gut abgesichert gegen Überwachung?
Die Kosten dafür, sich nicht entschieden, sondern dem Netzwerkeffekt unterworfen zu haben, die trägt am Ende der Nutzer. Klarnamenpflicht bei Facebook. Kostenpflichtige Kanäle bei YouTube. Und ausgiebiges Datensammeln sowieso. Ein Monopolist kann sich das leisten. Den Nutzern sei dank.
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