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Ruf nach mehr Verdichtung

KONTROVERSE Eine Demo für eine andere Stadtentwicklung stößt auf Kritik aus den eigenen Reihen

„Die hohen Bauten entstehen ja nicht Harvestehude, sondern in Jenfeld“

Eine Kritikerin des Demo-Aufrufs

Es ist eine Willkommens-Manifestation der besonderen Art: Mit einer Parade unter dem Motto „Die Stadt kennt keine Obergrenzen – eine andere Planung ist möglich“ wollen sich am Samstag Flüchtlings-UnterstützerInnen in die Stadtplanung einmischen. So solle Wohnraum für Geflüchtete geschaffen werden.

Der Aufruf des Netzwerks „Recht auf Stadt“ geht hart ins Gericht mit einer „Stadtentwicklungspolitik der Gutverdienenden“. So heißt es etwa: „Die neoliberale Stadt hat keine Konzepte für bezahlbares, gutes und nachhaltiges Bauen hervorgebracht“. Die Flucht von Millionen vor Krieg habe deutlich gemacht, dass diese Politik verantwortungslos sei.

Die Parade mit choreografierten Blöcken soll heiße Themen ansprechen: So soll die Auftaktkundgebung (14 Uhr, Karolinenplatz) einen Vorschlag der Architektenkammer aufgreifen – ob sich nicht ein citynahes Messegelände, das die meiste Zeit leer steht, verlagern und bebauen lasse. „Das war eine Idee als Impuls für die innere Stadtentwicklung“, sagt Claas Gefroi von der Architektenkammer. Enden soll die Parade um 16 Uhr mit einem„Public Hearing“ vor dem Springer-Hochhaus; auch hier stünden 90.000 Quadratmeter Nutzfläche leer, erklärt das Bündnis, die ideal wären, „für eine andere Planung“.

Innerhalb von „Recht auf Stadt“ ist der Aufruf nicht unumstritten: So haben beteiligte Initiativen moniert, dass die Formel „Das Wesen der Stadt ist Verdichtung – sie schafft Platz und macht schlau“ nicht konsensfähig sei: Stadtverdichtung durch höhere Gebäude oder durch die Bebauung grüner Nischen und Hinterhöfe halten diese Kritiker für sozial nicht vertretbar. „Die hohen Bauten entstehen ja nicht Harvestehude“, erklärt eine Aktivistin, „sondern in Jenfeld“. KVA

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