: Unsicheres Bundesland?
Nordrhein-Westfalen Sauerland-Gruppe, Kofferbomber von Köln, der Bombenfund in Bonn. Die Düsseldorfer Zelle hat Vorläufer.
Im Juli 2006 waren zwei Libanesen am Kölner Hauptbahnhof in zwei Regionalzüge eingestiegen, hatten Kofferbomben deponiert, die aber nicht explodierten. Im späteren Prozess erklärte einer der Täter, dass man mit den Sprengsätzen gegen die in zahlreichen europäischen Medien veröffentlichten Karikaturen des Propheten Mohammed protestieren wollte.
Ein Jahr später, im September 2007, gelang es dem BND in enger Zusammenarbeit mit NSA und CIA, vier Mitglieder der sogenannten Sauerland-Gruppe festzunehmen. Sie hatten für eine terroristische Vereinigung aus dem afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet operiert und sollten Sprengstoffanschläge in Deutschland vorbereiten.
Ein weiterer Sprengsatz war im Dezember 2012 am Bonner Hauptbahnhof gefunden und entschärft worden. Ein zum Islam konvertierter Deutscher und bekannter Salafist konnte Monate später durch Aufzeichnungen einer Überwachungskamera identifiziert werden.
Ein mutmaßlich islamistisch motivierter Anschlag ereignete sich am 16. April 2016 in einem Sikh-Tempel in Essen. Zwei 16 Jahre alte Sympathisanten der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) hatten dabei mit einem Sprengsatz drei Menschen verletzt.
Michael Kiefer, Islamwissenschaftler an der Universität Osnabrück, überrascht die Nachricht von der mutmaßlichen IS-Terrorzelle aus Düsseldorf nicht: „Durch den Strategiewechsel des IS, sein Kampfgebiet auf Europa auszuweiten, waren solche Entwicklungen zu erwarten.“ Einen Zusammenhang zu früheren Taten in Nordrhein-Westfalen sieht er nicht. „Wir haben hier eben das bevölkerungsreichste Bundesland und eine erhöhte Zuwanderung.“ Politik und Behörden könne man pauschal keine Vorwürfe machen. Trotzdem ist Kiefer besorgt: „Früher waren es Radikalisierungstaten, aber jetzt wird das professionell im Ausland fremdgesteuert.“
Felix Hackenbruch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen