piwik no script img

Schnellere Hilfe für die Seele

GESUNDHEIT Ob Burn-out oder Depression: Jeder Vierte gilt als psychisch krank. Niedersachsens Gesundheitsministerin Cornelia Rundt verspricht jetzt effektivere Hilfe

Menschen mit psychischen Erkrankungen sollen in Niedersachsen schneller und effektiver Hilfe bekommen. Gesundheitsministerin Cornelia Rundt (SPD) will dazu die Arbeit von Hausärzten, Psychotherapeuten und Kliniken bündeln und besser vernetzen. „Wenigstens ein Viertel der Gesamtbevölkerung weist bezogen auf einen Einjahreszeitraum psychische Störungen auf“, sagte Rund bei der Vorstellung des neuen Landespsychiatrieplans in Hannover. Als „Angehöriger, Nachbar, Mitarbeiter“ habe damit quasi jeder Kontakt zu psychisch Kranken.

Kern des auf zehn Jahre ausgelegten Plans ist die möglichst schnelle Behandlung der Patienten. Nur eine optimale Früherkennung verhindere eine Chronifizierung des Krankheitsbilds mit hohen Folgekosten etwa für Frühverrentungen, betonte Heinz Jaschke von der Consultingfirma Ceus, die die Studie zusammen mit dem Beratungsunternehmen FOGS in zweijähriger Arbeit erstellt hat. Wichtig sei auch, den sich oft gelähmt fühlenden Erkrankten Hilfe aus einer Hand zu bieten – doch die Bündelung der Leistungen aus Kranken-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung funktioniere „in 99,5 Prozent der Fälle“ nicht, so Jaschke.

„Intransparent“ sei die Versorgung durch niedergelassene Psychiater, Institutsambulanzen und den sozialpsychiatrischen Diensten der Kommunen, kritisiert auch der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung, Detlef Haffke – viele Menschen wüssten nicht, an wen sie sich wenden sollten. Patientenvertreter fordern außerdem eine bessere Einbeziehung der Kranken und ihrer Angehörigen selbst.

Gerade auf dem Land müssen Hilfesuchende selbst bei Standarddiagnosen wie Depression oder Burn-out allerdings bis zu vier Monate auf einen Therapieplatz warten. Ministerin Cornelia Rundt versprach deshalb, „psychiatrische Behandlungsangebote auch in die Fläche“ zu bringen. WYP

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen