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Der „Prügel-Grieche“ bei Bremens AfD

Pöbel Die Bremer AfD zerfleischt sich beim Sonderparteitag in Bremerhaven. Der Machtkampf war bis zum frühen Abend nicht entschieden

Die Bremer Alternative für Deutschland (AfD) hat sich auf ihrem Sonderparteitag in Bremerhaven gespalten gezeigt. Am Vormittag diskutierten die fast 50 stimmberechtigten Mitglieder lange über die Tagesordnung. Erst am Nachmittag konnte die anstehende Neuwahl von vier Vorstandsmitgliedern beginnen.

Die AfD war im vergangenen Jahr mit vier Abgeordneten in den Bremer Landtag eingezogen. Drei von ihnen wechselten kurz darauf zur Alfa, einer Abspaltung von AfD-Gründer Bernd Lucke. Gegen den letzten verbliebenen Abgeordneten Alexander Tassis und drei andere Mitglieder läuft zurzeit ein Parteiausschlussverfahren. Diese hätten bewusst versucht, die Partei zu spalten, begründete Landeschef Frank Magnitz die Entscheidung. „Das ist parteischädigendes Verhalten.“

Tassis und seine Mitstreiter fordern die Abwahl der Parteiführung. Bis April hatte Tassis dieser selbst angehört, war nach eigenen Angaben aber aus Protest gegen deren Arbeit zurückgetreten. „Der Führungsstil in diesem Landesverband ist diktatorisch und indiskutabel“, sagte Tassis.

Der stellvertretende Landesvorsitzende Thomas Jürgewitz warf Tassis auf dem Parteitag unter anderem vor, ein anderes Vorstandsmitglied angegriffen zu haben. „So was kennen wir nur vom Balkan“, sagte Jürgewitz und bezeichnete den in Athen geborenen Tassis als „Prügel-Griechen“. Empörte Mitglieder unterbrachen seine Rede mehrmals. Tassis bezeichnete den Vorwurf des Angriffs als „Lüge“ und warnte die AfD davor, zu einer rechtsextremistischen Kaderpartei zu werden.

Die Vorhänge des Konferenzraums blieben während des gesamten Parteitags geschlossen. Rund 180 Menschen demonstrierten lautstark gegen den Parteitag. Vermummte hatten am Morgen in Bremen außerdem das Haus eines AfD-Vorstandsmitgliedes mit Farbbeuteln beworfen. (dpa)

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